: General Motors will bei Opel sparen
Dem US-Autokonzern GM werden die europäischen Tochterunternehmen zu teuer. Bis zu 30 Prozent der Beschäftigten in Europa will General Motors in fünf Jahren entlassen. Am stärksten wäre Opel betroffen ■ Von Ulrike Fokken
Berlin (taz) – Wenn die selbstgesteckten Gewinnerwartungen von Vorstandschefs nicht aufgehen, hat das für die Beschäftigten unangenehme Folgen. Zwischen 20 und 30 Prozent der Arbeiter in den europäischen Werken will Jack Smith, Chef von General Motors, in den nächsten fünf Jahren loswerden. „Fakt ist, daß die Preise in Europa runtergehen. Das drückt auf die Gewinnmarge. Um die wieder zu erreichen, müssen die Kosten runter“, erzählte Louis Hughes, GM-Vorstand für das internationale Geschäft, dem Wall Street Journal. Um die europäischen GM-Vorstände auf seine Visionen einzuschwören, will Smith sie in den nächsten Wochen besuchen. Unangenehmer Besuch, vor allem für die Opel-Zentrale in Rüsselsheim, denn die deutsche Tochter von General Motors wäre am stärksten betroffen. Noch arbeiten 47.000 Menschen in den Werken von Opel in Rüsselsheim, Bochum, Kaiserlautern und Eisenach. Knapp 1,4 Millionen Autos und Kleinlaster haben sie dort Jahr für Jahr zusammengeschraubt. Über ihre Produktivität – die hergestellten Autos pro Arbeiter – spricht die Firmenleitung nicht. „Aber die Wettbewerbsfähigkeit muß gesteigert werden“, gibt Opel-Sprecherin Langer zu.
Opel ist nach wie vor Marktführer in Europa. Der Marktanteil von knapp 12 Prozent sinkt leicht, aber beständig. Daran hat sich auch 1997 nichts geändert. Größter Konkurrent für die Hersteller von Astra, Omega und Vectra ist Volkswagen. Zudem produzieren alle Autohersteller weltweit zuviel, nicht nur in Europa.
„Wir haben einen umfassenden Plan“, sagte Hughes. An dem sogenannten Template-Plan arbeiten seine Berater seit geraumer Zeit. Bislang kursieren nur Gerüchte über dessen Inhalt, da das Strategiepapier unter Verschluß gehalten wird. Im Oktober warnte der europäische Betriebsrat von GM, daß jede siebte Stelle in Europa gefährdet sei. Nun kommt es offenbar noch dicker für die Angestellten. Zudem habe die Unternehmensleitung – insbesondere von Opel – nie mit den Betriebsräten über Template gesprochen.
Das wird sich inzwischen geändert haben. Seit einem Jahr leben die Opel-Beschäftigten ohne einen Standortsicherungsvertrag, wie er schon einmal 1993 abgeschlossen worden war. Seitdem hat Opel 9.000 Stellen gestrichen. Momentan laufen die Verhandlungen zwischen Vorstand und Betriebsrat auf Hochtouren, um Stellenkürzungen weiter sozialverträglich durchzuführen. Beide Parteien wollten sich gestern zu den aus den USA angedrohten Stellenkürzungen nicht äußern.
Die Kosten in den deutschen Werken seien einfach zu hoch, erklärte GM-Chef Jack Smith auf der gestern endenden Autoshow in Detroit. Allein die Materialkosten beliefen sich auf 60 bis 70 Prozent der Kosten. Dazu trage insbesondere das teure britische Pfund bei. Wenn GM mit mehr Zulieferern auf dem europäischen Kontinent zusammenarbeiten könnte, ließen sich damit schon mehrere hundert Dollar pro Auto sparen.
Aber nicht bei Opel. Der Astra wird in Bochum schon um 700 Mark billiger gebaut als in Großbritannien, teilte ein Opel-Aufsichtsrat gestern mit. Das gelte auch für den Vectra. Laut Template-Plan werde das Auto in Deutschland billiger produziert als in den USA.
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