Technokraten-Kollaps: Karl Valentin

Seine Hände sind zu groß. Und wenn er still steht, baumeln sie marrionettengleich an seinen dürren Schenkeln vorbei. Auch sein immergleiches Gesicht hat etwas von dieser geschnitzten Neutralmimik. Niemals legt er die Stirn in Falten, niemals grinst oder brüllt er. Und wenn er einen Schallplattenhändler, einen Apotheker oder Nervenarzt zur Raserei bringt, geschieht dies stets mit einer beharrlichen, brutalen Logik, die die Dinge der Kleinbürgerwelten einfach nicht an ihrem Platz lassen kann. Karl Valentin, dem das Metropolis anläßlich seines 50.Todestages eine Werkschau widmet, war mehr als ein skurilles Knochenmännchen mit Mundartcharme. Er zählte zum Medienhandwerker der Weimarer Avantgarde, der mit seinen Parodien auf die Wunderwelt der menschlichen Erfindungsgabe auch den Wahnwitz der Technokratie bis hin zur modernen Kriegsführung in den kausalen Kollaps trieb. big

Morgen, 21.15 Uhr: Kurzfilm-Programm II mit „Im Schallplattenladen“, „Der Theaterbesuch“, „Das verhängnisvolle Geigensolo“, „Beim Nervenarzt“, „In der Apotheke“, Metropolis