: Feilschen wie auf dem Basar
■ Kronen und Brücken werden noch teurer. Einziger Ausweg: möglichst billige ZahnärztInnen und Labors aufspüren
Wer demnächst sein Gebiß sanieren lassen will, wird sein blaues Wunder erleben: Die ZahnärztInnen rechnen seit Jahresbeginn mit den PatientInnen selbst ab. Erst nachträglich kann ein Zuschuß bei der Kasse beantragt werden. Und der deckt noch weniger als bisher die tatsächlichen Kosten ab.
Bisher hatten die Krankenversicherungen meist 45 Prozent der Kosten von Brücken und Kronen direkt mit dem Zahnarzt abgerechnet. Wer mit einem Zahnpflegepaß nachweisen konnte, regelmäßig eine Praxis aufgesucht zu haben, bekam 55 Prozent. Seit Jahresbeginn gibt es nur noch Festzuschüsse. Egal wie hoch die Rechnung ausfällt, die Kassen dürfen nur noch einen festen Betrag zahlen.
Die Festzuschüsse gehen von einem Mindeststandard aus. Sonderwünsche oder auftretende Komplikationen gehen zu Lasten des Patienten. Einzige Ausnahme: Wer nicht mehr als 1708 Mark brutto verdient, gilt als Härtefall und braucht nichts dazuzubezahlen.
Eins ist sicher: Wer auch morgen noch kraftvoll zubeißen will, muß tief in die Tasche langen. So steigt beispielsweise die Eigenbeteiligung bei einer kunststoffverblendeten Krone von 214 auf 244 Mark. Wie hoch der Zuschuß der Kasse im Einzelfall sein wird, kann derzeit jedoch noch niemand abschätzen. „Die rund 100 Kombinationsmöglichkeiten der Zuschüsse und Versorgungsformen bilden einen fast undurchdringbaren Festzuschuß-Dschungel“, sagt dazu die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK).
Bei der Planung von Gebißsanierungen muß der Versicherte seinem Zahnarzt vertrauen, daß dieser ihm die kostengünstigste Variante anbietet. Eckhard Schupeta, stellvertretender DAK-Vorstandsvorsitzender, empfiehlt daher, „mindestens zwei Kostenvoranschläge einzuholen, obwohl zur Zeit noch strittig ist, wer dafür aufkommt und ob ein solcher Kostenplan für den Zahnarzt verbindlich ist“. Die PatientInnen sollen also ab jetzt mit den ÄrztInnen um die Kosten für den Zahnersatz feilschen wie auf einem Basar. Viele Kassen haben Hotlines zu diesem Thema eingerichtet.
ExpertInnen rechnen damit, daß die Preise für Zahnersatz auch deswegen weiter steigen werden, da die Labore nicht mehr an feste Preise gebunden sind. Ende 1999 dann wollen die ZahnärztInnen vollends von ihrer jetzigen Gebührenordnung abheben. „Dann finden sich die Patienten in freier Wildbahn wieder“, so Eckhard Schupeta.
Lisa Schönemann
DAK-Service-Telefon: 01802/214725, Faxabruf 01802/214726.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen