■ Die Anderen
: Die „Neue Zürcher Zeitung“ und „Le Figaro“ zu den Protesten der Arbeitslosen in Frankreich / Die „Süddeutsche Zeitung“ blickt auf eine mögliche große Koalition / Zu der Idee des US-Forschers Richard Seed, Menschen zu klonen, schreibt die „Financial Times“

Die „Neue Zürcher Zeitung“ schreibt zu den Protesten der Arbeitslosen in Frankreich: Unverkennbar ist, daß Premierminister Jospin mit einer Mischung aus Flexibilität und Härte diesen Sozialkonflikt möglichst rasch zu überwinden sucht. Damit soll nicht zuletzt das Aufkommen einer neuen großen Welle des Unmuts wie vor zwei Jahren unter der Regierung Juppé verhindert werden, als der rigorose Sparkurs für die Euro-Kriterien zum Angriffsziel umfassender Streikaktionen geworden war. Aus Innenminister Chevenements euroskeptischer Anhängerschaft des „Mouvement des Citoyens“ erhob sich auch jetzt wieder die Anklage, die Langzeitarbeitslosen würden auf dem Altar des Monetarismus geopfert.

„Le Figaro“ aus Paris kommentiert dazu: Bislang war Jospin ein wenig ein Zauberer. Der antike Chor versicherte, er besitze eine wundersame Methode, um die Nörgler zu beschwichtigen und die Gegner zu versöhnen. Das neue Jahr hat eine frische Brise gebracht und läßt einige Gruppen von Arbeitslosen zum Vorschein kommen, die sich in den Büros der Arbeitslosenversicherung einrichten. Lionel Jospin ist ein Politiker, der nicht leicht zu überraschen ist. Trotzdem hat er eine solche Erschütterung nicht erwartet. Es ist die kranke Gesellschaft, die aufheult. Einmal mehr entdeckt sie, daß es hinter Alices Spiegel kein Wunderland gibt. Sie stellt fest, daß Jospin nicht den Mond in den Händen hält, den er versprochen hat.

Die „Süddeutsche Zeitung“ blickt auf eine mögliche große Koalition: Die Spekulationen über eine große Koalition werden nicht mehr verstummen, weil sie von der Schwäche Kohls heraufbeschworen werden. Schäuble und die große Koalition werden immer als Gegenmodell zu Kohl und seiner Koalition gehandelt werden. In den Augen der Öffentlichkeit ist Schäuble nämlich nicht Nachfolger, sondern Alternative. Das ist zwar ein Irrglaube, aber dieser Irrglaube kann wahlentscheidend sein. Die Sehnsucht nach der großen Koalition ist nichts anderes als die demokratische Variante des Rufes nach dem starken Mann. Sie nährt sich von der falschen Vorstellung, daß eine große Mehrheit große Probleme besser lösen kann.

Zur der Idee des US-Forschers Richard Seed, Menschen zu klonen, schreibt die „Financial Times“: Auch wenn man Seed nicht allzuernst nimmt, sollten die Regierungen doch auf die weltweite Empörung eingehen, die seine Pläne ausgelöst haben. Wenn sie nichts tun, werden besser qualifizierte ärztliche Geschäftsleute mit dem Klonen von Menschen beginnen wollen. Sie erliegen damit der doppelten Versuchung wissenschaftlicher Herausforderung einerseits und großer Verdienstmöglichkeiten andererseits, die sich bei unfruchtbaren Menschen bietet, die in ihrem Fortpflanzungsbemühen verzweifelt sind. Die Regierungen sollten weltweit zunächst ein zeitweiliges Verbot des Klonens von Menschen vereinbaren.