■ Urdrüs Wahre Kolumne: Die Rote Armee aufbauen
Während eines Berlin-Aufenthaltes übermannte Krankheit meinen hinfälligen Leib und somit fiel diese Kolumne in der vergangenen Woche aus. Genesung brachte dann in Gesellschaft von 100.000 weiteren Pilgern und entgegen dem Anraten der Schulmedizin eine Fußwallfahrt zu den Gräbern von Karl und Rosa in Berlin-Friedrichshain, wo ich auch für die Heilung eurer Grabreste zwei rote Nelken hinterlegte. Eventuelle Erfolgsmeldungen bitte umgehend an mich persönlich (Diskretion zugesichert).
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Im Lebensmittelgeschäft des Herbert Busch im Steffensweg begegnete mir kürzlich nach Jahren wieder mal ein stadtteilbekannter Trinker, der bislang jenes Aufeinandertreffen dazu nutzte, mir sein ganz privates Beziehungsdrama detailliert zu schildern. Diesmal nickte er nur kurz mit dem Kopf und sprach die schlichten Worte „Immer noch die selbe Scheiße, aber seit ich nicht mehr inner SPD bin, geht–s mir besser mitten Nerven“. Auch solchen Fragen werden sich Sozialdemokraten auf der Suche nach der schwindenden Basis stellen müssen!
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Obacht, Bremer Verfassungsschutz! Commandante Volker Rühe treibt sich derzeit in linken Kreisen herum, um andersdenkende junge Menschen für den sogenannten Kampf gegen rechts in der Bundeswehr zu gewinnen. Die Rote Armee aufbauen gegen den Faschismus, das hatten wir doch schon mal! Und jetzt will der Kerl auch noch im Weserstadion ein Gelöbnis veranstalten, um pubertäre Rotzlöffel auf sein Programm einzuschwören: Hiergegen muß der Schulterschluß aller demokratischen Fußballfreunde von Willy Lemke bis hinzu Juri Maximov geübt werden ...
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Ein richtig bunter Mitbürger in Leder aus der Schwarze-Block-Kollektion betritt mit dem Hund den kleinen Dönerladen am Sielwalleck, ordert zwei Portionen und überlässt die eine seinem vierbeinigen Kumpel. Der aber scheint Herrchens Geschmack nicht zu teilen, und hockt nur stumm neben der Mahlzeit. Woraufhin Herrchen den fleischgefüllten Fladen ungeniert vom Gehweg aufnimmt und mit den Worten verzehrt: „Komm mir aber nich damit, daß du nix gekriegt hast, du Pisser“. Ist es nicht schön, wenn Mensch und Tier als Partner miteinander umgehen?
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Bulle Herbert, der in Bremerhaven zum Ober-Derrick aufgestiegen ist, soll vor dem Schreibtisch einer Kollegin ruckartige Hüftbewegungen vollzogen haben, nachdem er zuvor den BH-Inhalt der Betroffenen auf Vollständigkeit überprüft hatte. Wer da nach Bestrafung ruft, der weiß nicht, was die Natur gebietet: Hauptsache, der Kerl wird nicht in das Zuchtregister der Landwirtschaftskammer aufgenommen und vermehrt sich per Reagenzglas in ganz Norddeutschland.
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Noch ein Service für niedersächsische LeserInnen vor der Landtagswahl: Minipräser Gerhard Schröder kauft seine Plateau-Schuhe nicht beim ortsansässigen Deichmann, sondern bei Marie Trulli von der Toscana-Fraktion. Verwenden Sie dieses Argument ruhig im Gespräch mit der Nachbarin, wenn es um den Erhalt deutscher Arbeitsplätze geht, empfiehlt nachdrücklich ...
Ulrich Reineking etc.
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