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Aufgeklärt und spaßorientiert

■ Der SC Freiburg unterliegt St. Pauli mit 0:2-Klischeepunkten

Wie angenehm wäre doch das Leben eines Sportreporters gewesen, hätte Schiedsrichter Weber das Spiel am Freitag abend gar nicht erst angepfiffen. Denn zur Beschreibung der beiden Mannschaften aus Freiburg und St. Pauli stehen soviele Stereotypen zur Auswahl, daß sich das Endergebnis quasi von selbst errechnen läßt. Wer einmal „ran“ auf SAT.1 gesehen hat, weiß, daß wenn die „Breis-gau-Brasilianer“ gegen die „Kiezkicker“ spielen, nur ein Sieg der „technisch versierteren Elf“ über die „aufopferungsvoll kämpfenden“ Paulianer möglich ist. Logisches Ergebnis: so um 3:1.

Einen „traumhaften Fußballabend“ hätte die Zunft der medialen Flachpaß-Profis in jedem Fall erlebt. Sie wären nicht müde geworden, von den beiden „anderen Vereinen“ zu berichten. Denn Freiburgs Trainer Volker Finke trägt einen Ohrring, und St. Paulis Anhängerschaft rekrutiert sich gänzlich aus der Hafenstraße. Da auch die Freiburger Fanszene „alternativ durchsetzt, aufgeklärt und spaßorientiert“ ist, ergibt sich folgende Gleichung: „Party-Publikum + Party-Publikum = Super-Party“, wie die Bedienung im Freiburger „Martins Bräu“ flugs ermittelt hatte.

Wie gesagt: Alles hätte so einfach sein können, wenn der DFB nicht auf der Austragung des Spiels bestanden hätte. So mußten sich die beiden Fangruppen aus den Biergärten der Freiburger Innenstadt entfernen und zum Dreisamstadion pilgern, um dem Treffen der „beiden liebsten Fußballclubs der Linksliberalen“ (Badische Zeitung) beizuwohnen.

Mehr liberal denn links bewerteten die Pauli-Fans die verbalen Ausfälle von Übungsleiter Uli Maslo („Ich bin stolz, Deutscher zu sein“). Die Kommentare reichten von „hat er so nicht gemeint“ bis „'stolz' hätte er nicht sagen dürfen“. Aber: Alles sei „nicht so schlimm“ und „von den Medien“ aufgebauscht. Daß die Freiburger Anhängerschaft geschlossen das provinzielle „Badener Lied“ mitsängen, sei hingegen „ultra-nationalistisch“.

Und als ob damit nicht schon genug passiert wäre, was des Reporters Konzept bis ins Mark erschütterte, gaben sich auch die Mannschaften keinerlei Mühe, die gängigen Klischees zu verifizieren. Freiburg spielte total unsüdamerikanisch. St. Pauli – als Tabellenführer angereist – merkte erst nach einer halben Stunde, daß der erwartete Sturmlauf offensichtlich verschoben worden war und wurde offensiver.

In der 58. Spielminute besaß Thomas Sobotzik die Frechheit, SC-Vorstopper Sundermann so anzuschießen, daß dieser den Ball ins eigene Tor lenkte. Die Gäste trugen fortan recht ansehnliche Konter vor, während der SC nur noch kickte and rushte. Jens Scharping sorgte schließlich eine Minute vor Schluß für die totale Entwertung jeglichen journalistischen Konzepts – 0:2 statt circa 3:1. Und das nur, weil Schiri Weber unbedingt anpfeifen mußte. Christoph Ruf

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