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■ Psychologiestudium in Würzburg: Das sind die FolgenIn Wü ist der Ku nich' gu

Kürzlich traf ich in in Würzburg meine Cousine, eine teuflisch charmante und mit visuellen Sensationen reich ausgestattete Dame. Sie studiert Psychologie und behauptet, an der hiesigen Alma mater werde die Lehre der „Würzburger Schule“ verbreitet, eine Art empiropsychoenergetische Theorie zur Erforschung peripher sozial generierter Subalternitätskomplexe. Ich brach in Spott und Häme aus, dröhnte was von „der einzig relevanten politisch-philosophischen Richtung, der coolen Fraktion der Frankfurter Schule“ über den Tisch hinweg und erntete unterfränkisch scheele Blicke. Wir hatten uns nämlich verabredet und saßen vor einem „In-Café“. Ich war auf der Durchreise. Die Route führte über so wohlklingend unbedeutende Städte wie Steinfurt, Ochsenfurt und Uffenheim. Via Ansbach freilich, von Neuendettelsau kommend, einem mir ungeheuer vertrauten Dorf, in dessen amtlichem Mitteilungsblatt vor Jahren – sinngemäß – unter der Rubrik „Kleinanzeigen“ stand: „Wenn derjenige, der vorgestern an der Wursttheke bei Besenbeck freche Worte gegen mich gesagt hat, das noch mal tut, wird er von mir hören. Und von meinem Anwalt. Oder es knallt.“

Meine Cousine und ich, wir kennen Neudettelsau gleichermaßen gut, herkunftshalber, und treffen uns gelegentlich an der mittelfränkischen Rezat, um Bier zu trinken. Diesmal war jedoch Würzburg auserkoren. Wir rezipierten Antialkoholisches. Es ging um dies, es ging um dies, dann um das, schließlich um dies. „Morgen fahr' ich nach Stu“, sagte sie plötzlich. „Wie bitte?“ – „Ich hab' in Stu zu tun.“ – „Aha. In Stu.“ – „In Stuttgart, Mensch.“ – „In Stuttgart, so so, sagt man das jetzt so?“ – „Klar. Stu is' su.“ – „Is susu, supersuper, was?“ – „Nö, das nich'.“

Eine neue Marotte? Jugendsprache auf Abwegen? Auf revolutionären leuchtenden Pfaden dem Morgenrot der Sprachökonomie entgegen – in Zeiten von Rationalisierung, Stellenabbau und Einsparungen allenthalben?

„Seit wann sprecht ihr solcherart? Gestehe, bekenne, erzähl, Cousine, was fuhr in dich?“ – „Red nicht so geschwollen daher. Aber wer nennt das denn hier“ – sie zeigte mit kreisendem Arm rundherum in sämtliche Himmelsrichtungen – „allen Ernstes heute noch Würzburg? Nur verschlafene Socken tun das. Man wohnt in Wü, wandert durch Wü-Weinberge und wundert sich in Wü schon lange über nichts mehr.“ – „Das glaub' ich gern.“ „Nu' schau' net so bedeppert. Fra wie Frankfurt klingt zwar scheiße, aber Helsi für Heilsbronn schon ganz gut, gleichsam frohlockend, oder?“ – „Während“, wandte ich ein, „Mü und Ham noch blöder sind als Dü und Dam, stimmt's?“ „Dam?“ – Dammenberg. Oder so ähnlich.“

Es war kein Halten mehr. Meine Cousine dozierte, die kürzeste Verbindung von Nau nach Wü verlaufe über An und Uff bis Rand, Randersacker praktisch, links weg und in Mom nach Duff Richtung Berg. Schon sei man da. „Und erklär das mal vollständig! Das packst du nicht!“

Psychologiestudium in Würzberg – das sind also die Folgen. Ihr Freund, „Flo ohne h und mit o“, von „Florian“, lasse sich in Er zum Mediziner ausbilden, am Wochenende treffe sie ihn nahe Wind, sprich Windsbach, und dort trinke man ratzschmatz zusammen ein Kitz. Katz und Kötz kämen auch. Kurt und Kati eingeschlossen.

Wir machten uns auf den Weg zum Bahnhof, ich nun doch brandweinaktuelles Wissen im Gepäck und klug wie Luchs. „Aber der Ku, Charlotte, der war nich' gu“, merkte ich zum Abschied an. „Awa“, replizierte sie sekundenschnell, punktgenau und volley, „ab we du wiema na Wü ko, hauwi uns n kü Du hi die Bi!“

Und jetzt raten Sie mal, was die Gottvolle mir da mit auf den Weg gegeben hatte. Jürgen Roth

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