Einheitliche Währung für Bosnien-Herzegowina

■ Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft verfügt Einführung neuer Banknoten

Sarajevo (taz) – Ab jetzt wird Bosnien-Herzegowina über eine gemeinsame Währung verfügen. Auf einer für gestern abend angekündigten Pressekonferenz sollten die neuen Noten vorgestellt werden. Die neue Währung, die wahrscheinlich konvertible Mark (KM) heißen wird, lehnt sich im Verhältnis 1:1 an die DM an. Was der Praxis während des gesamten Krieges entgegenkommt: In allen Teilen Bosnien-Herzegowinas war die DM die eigentliche Währung, obwohl es mit den bosnischen Dinaren, der kroatischen Kuna und des jugoslawischen Dinar drei weitere Währungen gegeben hatte.

Mit der Entscheidung des Hohen Repräsentanten der Internationalen Gemeinschaft in Bosnien- Herzegowina, Carlos Westendorp, die neue Währung in Zusammenarbeit mit der Zentralbank des Landes jetzt verbindlich einzuführen, wird ein wesentlicher Impuls für den wirtschaftlichen Aufbau und den Zusammenhalt des Landes gesetzt. Noch wichtiger als die wirtschaftliche Dimension ist die politische: Mit der einheitlichen Währung wird die Integration des Landes gestärkt. Daß bisher der jugoslawische Dinar und die kroatische Kuna in den von Serben und Kroaten kontrollierten Gebieten existierten, wies auf den Versuch der Führungen in Belgrad und Zagreb hin, diese Teile des Landes mit den jeweiligen Staaten nicht nur wirtschaftlich zu verbinden, sondern faktisch zu annektieren.

Damit wird jetzt Schluß sein. Die Wahl des sozialdemokratischen Politikers Milorad Dodek zum Premierminister des serbisch kontrollierten Teilstaates in Bosnien-Herzegowina erleichtert die Durchsetzung des Abkommens von Dayton wesentlich. Dodek hat immer wieder erklärt, er werde in allen Fragen mit der Internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten. Die Wirtschaft der Republika Srpska soll wieder angekurbelt werden. Die eingefrorenen Hilfsgelder könnten sofort aktiviert werden, wenn die Republika Srpska nicht mehr die Institutionen des Gesamtstaates blockiert.

Das neue Geld ist somit ein politisches Symbol. Die Forderung der jetzt ausgeschalteten alten Führung der Republika Srpska in Pale, das Geld sollte sich in beiden Teilen Bosniens unterscheiden, ist nicht erfüllt worden. Es wird zwar die lateinische und kyrillische Schrift benutzt. Die Bilder der Noten sollen aber neutral gehalten werden. Unklar war gestern noch, ob sich die in der kroatischen-muslimischen Föderation und der Republika Srpska ausgegebenen Banknoten für eine Übergangszeit minimal unterscheiden werden. Nach der Wahl Dodeks sind solche „Kompromisse“ jedoch überflüssig. Erich Rathfelder Kommentar Seite 12