■ Nachschlag
: Allein mit Aziza: Die Pianistin Aziza Mustafa Zadeh im HdKdW

Konzerte der Jazzpianistin Aziza Mustafa Zadeh bieten einen willkommenen Anlaß, mal wieder die Frau seines Herzens auszuführen. Was aber, wenn die Verabredung kurzfristig platzt? Ein Abend allein mit Aziza? Muß nicht sein, dann trommelt man eben auf die Schnelle zwei Freunde zusammen – von denen einer allerdings wieder den Heimweg antreten muß, weil im überbuchten Haus der Kulturen der Welt überhaupt nichts mehr geht. Per Pappschild Kartensuchende säumen den Fußweg zur Kongreßhalle im Tiergarten, auf dem sich Kolonnen verliebter Pärchen drängen, und eine Schar Unverzagter belagert den provisorischen Notschalter der Veranstalter, die den Ansturm nicht erwartet haben.

Kaum schickt die medienweit als Jazzprinzessin apostrophierte Pianistin die ersten Klänge ins rappelvolle Auditorium, greifen alle Anwesenden zur Hand ihres Partners – außer mir, ich greife verstohlen zur Stuhllehne. Seit ihrem vor sieben Jahren veröffentlichten Debütalbum – sicherlich ihr bestes bisher – kokettiert die in Mainz lebende Musikerin mit einem Image, das irgendwo zwischen Zauberfee und Vanessa Mae des Jazz changiert. Und das natürlich immer die Frage aufwirft, ob da nicht jemand mächtig überschätzt wird. Aziza Mustafa Zadehs Amalgam aus Mugam-Tradition, Klassik und Jazz hat zweifellos mehr als bloß exotischen Reiz. Zum erstenmal in Trio-Besetzung, präsentiert sie im Konzert überwiegend jene eigenwilligen Interpretationen unverwüstlicher Jazz-Klassiker, die sich auf ihrem jüngsten Werk, „Jazziza“, finden, schlägt den Bogen von coolen Bossa-Anklängen zu aserbaidschanischer Folklore, hüpft katzengleich zwischen Klavierstuhl und Standmikrofon hin und her. Sie ist temperamentvoll am Klavier, die überraschenden Rhythmuswechsel wirken stets belebend wie ein Strahl kalten Wassers, die elaborierten Vokaleskapaden dagegen, die sie rhythmisch per Handtrommel begleitet, zuweilen etwas ermüdend. Dafür ist das Konzert aber auch ziemlich kurz.

Der Blumenstrauß, vor ihrem tänzelnden Abgang, kommt etwas zu früh und wird auf dem Piano abgelegt. Als sie zurückkommt, liegen die Blumen am Boden, und Aziza Zadeh schlägt die Hände in gespielter Bestürzung vors Gesicht. Rafft ihr rotes Satinkleid, winkt ihre Musiker noch mal in den Saal. Spielt „Georgia on My Mind“ und entläßt das Publikum mit Aziza in Gedanken. Daniel Bax