Marmor Stein und Eisen Brecht: Opa, Brecht und das Handy
■ Eine Wortmeldung zum 100. Geburtstag
Meine Geschichte beginnt vor vier Jahren. Da sind wir ins Tierheim und haben dem Opa Günther einen Schäferhund geholt, weil er seit Omas Tod immer so einsam war. Weihnachten sind wir dann mit Konsalik (so hieß der Hund) nach Hildesheim gefahren. Opa Günther hat sich riesig gefreut, fand aber, Konsalik sei ein blöder Name. Er hat den Hund lange angeguckt, und dann hat er gesagt, „Ich finde, er sollte Brecht heißen!“
Das Lustige war, daß Brecht auf seinen neuen Namen von Anfang an viel besser gehört hat. Opa Günther hat gesagt „Brecht, Platz!“ und er hat sich sofort hingelegt. Immer wenn meine Schwester Monika und ich in den Ferien bei Opa waren, hatten wir viel Spaß mit Brecht und sind mit ihm rausgegangen spazieren. Dieses Jahr Weihnachten haben wir dem Opa Günther ein Handy geschenkt, damit er uns anrufen kann, wenn mal was ist. Es ist eins von diesen ganz kleinen Handys, die man in der Westentasche mit sich rumtragen kann.
Opa hat es ausgepackt, sich gefreut und es dann wieder unter den Baum gelegt. Dann haben wir Pute gegessen, und nachher hat Mama gesagt: „So, Papa – jetzt probieren wir mal dein neues Handtelefon aus!“ Aber das Handy war verschwunden. Wir haben alles auf den Kopf gestellt – ohne Erfolg! Dann hatte Monika die Idee, das Handy einfach vom Telefon aus anzurufen und dann dem Klingeln hinterherzugehen. Gesagt, getan: Mama wählte die Nummer und ... Brecht fing an zu klingeln! Wir wußten nicht, ob wir mehr lachen oder geschockt sein sollten. Brecht jedenfalls sah total blöd aus und hat es selber nicht richtig kapiert. Er muß das Handy wohl für einen besonders großen und leckeren Weihnachtsknochen gehalten haben und hatte es aus Versehen verschluckt. Wir haben dann direkt in der Tierklinik angerufen, wo es einen Feiertagsnotdienst gibt. Der Arzt hat auch erst gedacht, wir wollten ihn verarschen. Dann hat er gesagt, wir sollen abwarten, vielleicht kackt Brecht das Handy ja wieder aus. Wenn er nicht jault, als ob er Schmerzen hat, dann sollen wir gar nichts tun.
Und tatsächlich, am nächsten Morgen sind wir mit Brecht raus, und im Wald hat er dann gekackt, und das Handy kam mit raus. Es war noch komplett funktionsfähig, nur halt voll Scheiße. Brecht hat das Ganze gut überstanden. Er guckt nur immer noch ganz komisch und bellt, wenn das Handy jetzt klingelt. Tom Liwa (Songschreiber)
Foto: Stefan Malzkorn
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