: Die Amerikaner lieben ihren Präsidenten
■ Ob jemand Bill Clinton ganz besonders liebt, bleibt unklar: Auf die "Verschwörung" gegen Clinton antworten die Demokraten mit einer Kampagne gegen die angebliche Liebhaberin Monica Lewinsky. Sogar i
Washington (rtr/AFP/AP/dpa) Das Präsidialamt und die Demokratische Partei in den USA haben eine Entlastungskampagne für Präsident Bill Clinton gestartet, dem Ehebruch und Anstiftung zum Meineid vorgeworfen werden. Ein Koordinierungsstab beim Vorstand der Demokraten soll die Anhänger Clintons mit Argumentationshilfen versorgen, teilte das Präsidialamt am Samstag mit. Die Leiterin des Koordinierungsstabs sei Clintons frühere Beraterin Karen Hancox und werde von den Demokraten bezahlt.
Clinton war am Freitag erneut von einer hochrangigen Zeugin entlastet worden. Die ehemalige stellvertretende Stabschefin des Weißen Hauses, Evelyn Lieberman, sagte vor der Bundesanklagekammer in Washington, sie habe in den Jahren 1995 und 1996, als Lewinsky im Weißen Haus als Praktikantin arbeitete, dort nichts „Unziemliches“ beobachtet. Zuvor war Clinton bereits von seinem ehemaligen Stabschef Leon Panetta und seiner Sekretärin Betty Currie entlastet worden.
Der Präsident verbuchte einen weiteren Erfolg: Bundesrichterin Susan Webber Wright entschied, daß Clintons Sicherheitsbeamte nicht zur Aussage über das Kommen und Gehen Lewinskys im Weißen Haus gezwungen werden könnten. Dies war von den Anwälten Paula Jones' gefordert worden, die in einem Zivilverfahren gegen Clinton wegen sexueller Belästigung klagt.
Hilfreich für Clinton ist auch das Schicksal seiner ehemaligen Praktikantin Monica Lewinsky, deren angebliche Beziehung zum US- Präsidenten mit seiner angeblichen Aufforderung, diese intimen Beziehungen in einer eidesstattlichen Erklärung zu leugnen, im Zentrum des laufenden Skandals steht. Sie will sich nach Angaben ihres Anwalts vom Samstag vorerst nicht öffentlich zu der Affäre äußern. Zuvor hatte ihr Anwalt William Ginsburg den US-Präsidenten überraschend entlastet: Lewinsky sei zwar „vertrauenswürdig“, neige jedoch zu Übertreibungen, sagte er dem US-Fernsehsender ABC. Die Angaben von Linda Tripp über ein angeblich mitgehörtes Telefonat seiner Mandantin mit Clinton zog er in Zweifel. „Manchmal sagen die Leute nicht immer die Wahrheit, manchmal übertreiben sie“, sagte er. Die Telefonate zwischen ihr und dem Präsidenten hätten sich niemals um Sex gedreht. In der kommenden Woche werde Lewinsky Washington verlassen und ihren Vater in Los Angeles besuchen.
Nach Informationen des Magazins US News and World Report hat Lewinsky sich geweigert, ihre Darstellung einer sexuellen Beziehung zu Clinton vor dem Sonderermittler Kenneth Starr persönlich zu wiederholen. Dieser habe sich von ihrer Glaubwürdigkeit durch eigenen Augenschein überzeugen wollen. Daran seien die tagelangen Verhandlungen zwischen Ginsburg und Starr über Immunität für Lewinsky im Gegenzug zu ihrer Aussage gescheitert.
Umfragen zufolge ist die Beliebtheit Clintons trotz der angeblichen Affäre auf Rekordwerte gestiegen. Dennoch glauben laut Washington Post 53 Prozent den Beteuerungen Clintons nicht, er habe keinerlei sexuelle Beziehungen zu Lewinsky gehabt. Zugleich wächst aber die Kritik in der Bevölkerung an Sonderermittler Kenneth Starr. 60 Prozent der Befragten meinten, Starr sei mehr daran interessiert, den Präsidenten zu stürzen, als die Wahrheit herauszufinden.
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