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Mehr Arbeit und mehr Arbeitsplätze

■ Lufthansa-Werft: 300 neue Stellen durch Erhöhung der Wochenarbeitszeit. Hoffnung für Arbeiter von Ortmann + Herbst

Die Aufregung hat sich gelegt. „Die Akzeptanz liegt mittlerweile bei 95 Prozent“, sagt Lufthansa-Betriebsrat Bernd Niklas. Die Verlängerung der Arbeitszeit auf der Hamburger Lufthansa-Werft (LH-W) auf vorübergehend 40 Stunden pro Woche hatte unter den 5.500 Beschäftigten Ende vorigen Jahres noch eine heftige Kontroverse ausgelöst. Seit gestern ist die Regelung in Kraft – und die Aufregung in positive Resonanz umgeschlagen.

Bislang galt auch auf der Luftwerft die durchschnittliche 37,5 Stunden-Woche – Überstunden wurden mit Freizeit abgegolten. Niklas: „Wir haben ein stoßartiges und temporäres Auftragseinkommen; Flugzeuge kommen sehr kurzfristig rein.“Deshalb pendelte man immer wieder zwischen quasi Kurzarbeit und Überlastung. In der Triebwerksüberholung (1500 MitarbeiterInnen) und in der Flugzeuginstandsetzung (1400 Beschäftigte) waren die Kapazitäten jedoch in den vergangenen Monaten ohnehin erschöpft, so daß erste Engpässe auftraten, obwohl die Mitarbeiter-Innen Überstunden anhäuften. „Wir können im Moment keine zusätzlichen Flugzeuge überholen, weil es am Personal mangelt,“so Bernd Niklas.

Das veranlaßte Belegschaftsvertretung und Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) zu einem „Novum“in der Geschichte der LH-Technik. Der geltende Tarifvertrag wurde durch einen Ergänzungstarifvertrag für 15 Monate novelliert. Inhalt: Die wöchentliche Arbeitszeit wird für den Zeitraum in beiden Bereichen auf durchschnittlich 39 beziehungsweise 40 Stunden angehoben. Engpässe können durch Leiharbeiter abgefedert werden. Niklas: „Prämisse war, den Weg zur Arbeitszeitverkürzung nicht grundsätzlich zu durchkreuzen.“

Im Gegenzug verpflichtet sich die Werft, alle Lehrlinge zu übernehmen, neue Auszubildende einzustellen und 300 „neue, dauerhafte und unbefristete Arbeitsplätze“zu schaffen. Dabei denkt Niklas zum Beispiel an ehemalige Beschäftigte des Getränkemaschinen-Herstellers Ortmann + Herbst. Der Steilshooper Betrieb wurde Ende des Jahres geschlossen, 200 Mitarbeiter befinden sich derzeit in einer Beschäftigungsgesellschaft. „In 15 Monaten sind die Leute so weit qualifiziert“, so Bernd Niklas, „daß sie im Bereich Lufthansa-Technik eingesetzt werden könnten.“

Auch Gerd Gallius, Chef der Lufthansa-Werft sieht die Vereinbarung positiv: „Wir freuen uns, daß der momentane Aufwärtstrend in der Luftfahrtindustrie solche positiven Effekte mit sich bringt.“

Der Betriebsrat hofft nun, durch den Deal tatsächlich Jugendlichen eine berufliche Perspektive durch einen Ausbildungplatz eröffnet zu haben und Arbeitslose wieder in Lohn und Brot zu bringen. Niklas sieht allerdings ein „Phänomen“auf sich zukommen. Daß sich die Leute wieder an längere Arbeitszeiten und ein höheres Gehalt gewöhnen. Niklas: „Die Gefahr besteht, daß es Probleme gibt, das zurückzunehmen, wenn die Kollegen dann wieder 350 Mark weniger haben.“ Kai von Appen

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