: Populist wird Präsident in Costa Rica
■ Die Opposition hat die Wahlen im mittelamerikanischen Costa Rica gewonnen. Der neue Präsident hat das gleiche Programm wie der alte
San Salvador (taz) – Seit vierzig Jahren wählen die Costaricaner mit steter Regelmäßigkeit nach einer Legislaturperiode die jeweilige Regierungspartei ab und heben den Kandidaten der Opposition aufs Schild. Am vergangenen Sonntag war wieder die konservative Partei der Christ-Sozialen Einheit (PUSC) an der Reihe. Ihr Kandidat Miguel Angel Rodriguez gewann nach ersten offiziellen Teilergebnissen die Präsidentschaftswahl mit 47 Prozent der Stimmen. Der Sozialdemokrat José Miguel Corrales von der noch regierenden Partei der Nationalen Befreiung (PLN) landete mit 45 Prozent auf dem zweiten Platz.
Costa Ricas künftiger Präsident verspricht Wunder: Er werde die Inflationsrate von um die zwanzig Prozent herunterdrücken und die öffentlichen Ausgaben einschränken, gleichzeitig aber Löhne und Gehälter erhöhen, die Armut bekämpfen, die Bildung fördern und neue Arbeitsplätze schaffen. Wie er das schaffen will, sagt der Populist nicht.
Der 58jährige schwerreiche Viehzüchter und Wirtschaftswissenschaftler wollte schon vor vier Jahren Präsident werden, unterlag dann aber knapp dem Sozialdemokraten José Maria Figueres. Der hat in den vergangenen vier Jahren das Ansehen seiner PLN so heruntergewirtschaftet, daß Rodriguez im zweiten Anlauf leichtes Spiel hatte.
Rodriguez bietet für jeden ein bißchen: Für die Leute auf dem Land ist er der Tatmensch, der auch schon mal in Jeans und Stiefel steigt und sich den Cowboyhut aufsetzt. Er ist groß, ein bißchen bullig, und sein Händedruck läßt zartere Zeitgenossen in die Knie sinken. In den intellektuellen Zirkeln der Hauptstadt San José präsentiert er sich jedoch nicht als Viehzüchter, sondern als Universitätsprofessor.
Als Unternehmer ist Rodriguez eher eine zwielichtige Figur. Er wurde mit mexikanischen Dollar- Wäschern genauso in Verbindung gebracht wie mit international operierenden Banden von Viehdieben. Nachgewiesen wurde ihm nie etwas. Aber es gab genug Anlaß zu Spekulationen. Rodriguez steckte mehrmals in finanziellen Problemen und konnte einmal eine seiner Firmen nur mit einem Offenbarungseid retten.
Sein Regierungsprogramm, mit Hilfe der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgearbeitet, bezeichnen seriöse Wirtschaftswissenschaftler als triviale Liste unerfüllbarer Wünsche. Konkret hat Rodriguez bislang nur radikale Sparmaßnahmen angekündigt, de facto also die Fortführung des Wirtschaftsprogramms seines Vorgängers.
Am Sonntag wartete Rodriguez die ersten Teilergebnisse und die Gratulation des amtierenden Präsidenten ab, bevor er sich zum künftigen Staatschef erklärte. In ersten Stellungnahmen wiederholte er, er werde die Staatsausgaben einschränken und staatliche Betriebe privatisieren. Der neue Präsident wird seine vierjährige Amtszeit am 8.Mai antreten, gemeinsam mit den neugewählten 57 Parlamentariern. Toni Keppeler
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