: Postmodernes Mischmasch
■ Kleinkunst will penetrant sein: Die Atrium-Bühne präsentiert jetzt täglich Buntes
Stadtteil St. Pauli: In einer unauffälligen Seitenstraße abseits der Reeperbahn steht das Atrium. Von außen unscheinbar, entpuppt sich das Gebäude neben dem Studio-Kino beim Betreten als postmodern-gediegen: Im Erdgeschoß des dreigeschossigen Galerie- und Veranstaltungskomplexes befindet sich ein Bistro mit griechischen Säulen, weißen Marmortischen und schwarzen Chromstühlen. An Wänden hängen knallig-bunte Bilder der Expressionisten Peter Sedlacek und Frank Seidel, auf der Bühne leuchtet ein rotes Klavier.
Der Pächter des Atriums, Stefan Höger, und seine Assistentin Babette Petersen haben ehrgeizige Pläne: Seit Anfang dieses Monats wird in der Galerie fast jeden Tag Musik, Theater und Comedy präsentiert. Zu diesem Zweck ist erst kürzlich die Licht- und Tonanlage modernisiert worden. Die mit 400 qm größte private Galerie in Hamburg soll ein Forum für Klein-künstler und Musiker werden: Die Berliner Musik-Kabarettisten Schall und Hauch etwa werden hier ihr erstes norddeutsches Gastspiel absolvieren. Da aber vorwiegend Nachwuchsdarsteller eine Chance bekommen sollen, sieht Babette Petersen das Atrium nicht als Konkurrenz für andere Bühnen. Der Vorteil des Atriums für die Künstler: Auch bei 50 Besuchern wirkt das Haus noch gut gefüllt, und bei großem Andrang können die oberen Galerieränge freigegeben werden.
Ziel der Atrium-Macher ist es, ein entspanntes Nebeneinander von Kultur und Genußkultur zu ermöglichen. Schon jetzt werden weintrinkende Bistrobesucher zum Flanieren durch die Galerie angeregt und Besucher des Studio-Kinos von den Jazz-Sessions im Bistro angelockt. Und die Bande zwischen dem von der Ufa betriebenen Kino und dem Atrium festigen sich: Kürzlich stimmten Live-Darbietungen von Marylin-Monroe-Songs und Buffet im Atrium auf den Film Blondinen bevorzugt ein. Das musikalisch-filmische Frühstücksbuffet wird im Februar mit dem Zauberberg fortgesetzt.
Eine feste Zielgruppe für das Atrium hat Babette Petersen nicht im Blick: „Wir wollen jeden ansprechen, die ältere Dame, den BWLer im Kashmir-Pullover und den armen Künstler.“Ob ein so unterschiedliches Publikum zum einen überhaupt möglich ist und zum anderen über einen bunten Gemischtwarenladen erreicht wird, bleibt fraglich. Auf viele Zuschauer jedenfalls ist man in der Bernstorff-straße angewiesen, da die Kulturbehörde das Projekt nicht unterstützt. So droht „ein finanzielles Desaster“, falls das Mischkonzept von Kleinkunst- und Konzertbühne, Galerie und Bistro nicht aufgeht. Von der Attraktivität dieses Konzeptes aber ist Babette Petersen überzeugt: „Wer einmal vorbeigekommen ist, kommt auch wieder.“ Andreas Kunz
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