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Marmor, Stein und Eisen BrechtDem Klassenkampf Format gegeben

■ Eine Wortmeldung zum 100. Geburtstag

Ich habe in den 70er Jahren – ich stand der KPD noch nahe – eine Reihe von Gemälden unter dem Titel „Fragen eines lesenden Arbeiters“ angefertigt. Warum gerade Brecht? Weil er einer der wichtigen Schriftsteller mit Visionen ist, von den Klassikern einmal abgesehen, den ich kenne. Brecht stellt in seinem Werk Reflexionen an über die Bedingungen, unter denen wir leben – und es gelingt ihm, das mit einem hohen künstlerischen Anspruch zu verbinden. Er hat dem Klassenkampf Format gegeben und dabei durchaus auch Widersprüche zugelassen, zum Beispiel in der China-Frage oder in bezug auf den 17. Juni. Und Brecht heute? – Das „belehrende“ Element in seinem kargen Sprechtheater war ja als künstlerische Haltung lange Zeit verpönt. Ich glaube, daß wir diesen Anspruch wieder benötigen und daß er beispielhaft sein kann für die heutige Kunst: Man muß bestimmte Wertbegriffe wieder in die Kunst einführen. Allerdings fehlt mir in unserer Gesellschaft eine Diskussion über die Wertigkeit von Gegenwartskunst. Jörg Immendorff, Künstler

Abb.: Copyright by Galerie Michael Werner, Köln und New York

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