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Béla Tarr

Ein Sommerbild. Eine Kleinfamilie im Luna-Park. Am Riesenrad. Die Frau trinkt. Am Flugzeugkarusell. Die Frau übergibt sich. Ein Winterbild. Eine junge Frau geht zur Arbeit. Sie verpackt Salami im Schlachthaus. Wieder zu Hause. Nachrichten im Fernsehen. Der Kommunistische Jugendverein übernimmt das Patronat für ein Atomkraftwerk. In Béla Tarrs Familiennest, dem das Metropolis derzeit eine Retrospektive widmet, leben elf Personen, Eltern, Kinder, Enkel, allesamt von Laien gemimt, auf einer Handvoll Quadratmetern. Keine Totale, nirgends. Nur Geräusche. Aufgeschnappte Tresengespräche, Straßenlärm oder TV-Ton verweisen auf einen Raum jenseits der familialen Klaustrophobie. Die Filme des gegenwärtig wohl bedeutendsten ungarischen Regisseurs, von denen nur Satanstango deutsche Kinos erreichte, erzählen im Stil neorealistischer Melodramamen von den Schleifsteinen des Vergeblichen. Es sind Zermürbungsprotokolle voller virtuos ins Licht gerückter Implosionen. big

„Familiennest“, heute,17 Uhr, Metropolis

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