■ Nachschlag
: Meisterin der Eintönigkeit – Randy Crawford in der HdK

Bei ihrem Auftritt vor ein paar Jahren im Tempodrom hatte Randy Crawford zwischen den Liedern öffentlich bekundet, daß sie einsam sei und einen Ehemann suche. Am Samstag war sie äußerst wortkarg. Vor der Bühnenrückwand der nüchternen Hochschule der Künste waren weiße Leinwände drapiert, die durch bunte Beleuchtung wenigstens andeutungsweise etwas Abwechslung gaben. Das Vorprogramm bestritt ein Kölner namens Peter Fessler. Er brachte Jazzstandards anders, aber nicht besonders originell zu akustischer Gitarre. Daß seine Scatausflüge denen von Al Jarreau in nichts nachstehen, wie es im Vorfeld hieß, war nicht zu hören.

Nach einer längeren Pause kam die unprätentiöse Diva auf die Bühne: schuhlos in Socken und im knöchellangen grünen Kleid, darüber eine braune Samtjacke. Ungeschminkt und mit kurzem Afrohaarschnitt, legte die pummelige Sängerin mit „What A Difference A Day Makes“ los, dem Klassiker von Dinah Washington, der seither nie mehr an Intensität erreicht wurde.

Es folgte ein einstündiges Potpourri aus ihren 13 Alben. Das Gitarrensolo bei „Knockin' on Heavens Door“ geriet zu laut und war weitab von der Virtuosität der Platte mit Eric Clapton. Schon nach wenigen Tönen der Keyboard-Einleitung zum „Almaz“ heftiger Erkennungsapplaus. „Streetlife“ wurde ebenfalls bejubelt. Dazwischen war ein Dutzend romantisch-gefühlvoller Balladen und schmusiger Soulsongs, untermalt von Keyboard-Gesäusel und unverbindlichem Gitarrengeplätscher, fast alle Nummern im selben Tempo und in derselben Tonlage, die offenbarten, wie begrenzt doch das Stimmvolumen von Randy Crawford ist. Fast bewegungslos stand sie vor dem nicht benutzten Barhocker, ob bei „Cajun Moon“ oder „Give Me The Night“, Spannung wurde nicht aufgebaut, alles klang zunehmend eintönig. Zwar muß eine Sängerin nicht wie Tina Turner über die Bühne rennen und wie Patti Labelle ständig in kreischende Vokalorgasmen verfallen, aber steif wie aus dem Wachsfigurenkabinett – nein, da konzentriert sich alles zu sehr auf die Stimme. Das war zu gediegener Weichspülgang fürs Schlafzimmer, nie schien sie involviert zu sein. Norbert Hess