: Nicht ganz und nicht gar nicht
■ Das FSK erhält nicht die offizielle Vollfrequenz für ein Stadtteilradio
Hohe Erwartungen hatte das Freie Sender Kombinat (FSK) schon lange nicht mehr. Doch das es „so wenig“ werden würde, erstaunte selbst Vorstandsmitglied Erhard Wohlgemuth. Nach einer bis Dezember 1997 befristeten Entscheidung des Hamburger Senats sollen sich das DeutschlandRadio Berlin und ein von der Hamburgischen Anstalt für neue Medien (HAM) noch zu bestimmendes Stadtteilradio die UKW-Frequenz 89,1 Megahertz teilen. Die möglichen Alternativfunker hätten dabei nicht viel zu senden: Sie sind in der Woche von 19.30 bis 23 Uhr dran, sonnabends von 18 bis 23 Uhr und sonntags von 20 bis 23 Uhr.
Das nicht-kommerzielle FSK, in dem sich verschiedene Stadtteilradios zusammengeschlossen haben, fühlt sich durch das Senatsvotum für die sogenannte „Zeitpartagierung“ abgespeist. „Wir haben immer die ganze Frequenz gefordert“, erklärte Wohlgemuth, der auf die zweieinhalbtägige Probesendung im Offenen Kanal Mitte Juli verweist: „Da wurde bewiesen, daß wir auch ein Vollprogramm anbieten können.“ Doch trotz der Enttäuschung will das FSK nicht die Flinte ins Korn schmeißen. „Wir müssen diese Woche noch überlegen, wie es weitergehen soll“, sagte Wohlgemuth, „wahrscheinlich werden wir uns aber bewerben.“ Rechtlich geprüft werden soll die Zuweisungsentscheidung an die HAM auf jeden Fall.
Die wird im September mit der Ausschreibung für die Teilfrequenz beginnen. „Wir wollen ein zügiges Verfahren“, erklärte Direktor Helmut Jaeckel gestern gegenüber der taz. Normalerweise dauere das gesamte Zulassungsverfahren ein gutes halbes Jahr, doch Haeckel hofft, „daß es schnell gehen wird“. Andere Bewerber mit „konkretem Interesse“ hätten sich bei ihm bislang noch nicht gemeldet. Konkurrenten hat das FSK vermutlich also nicht zu fürchten, doch auch so wurden den Non-Profit-Funkern schon reichlich Knüppel zwischen die Beine geworfen.
Thomas Mirow, Chef der Senatskanzlei und für Medienangelegenheiten zuständig, hatte sich immer für eine Frequenzteilung ausgesprochen, die die HAM nur für „die zweitbeste Lösung“ hält. Mirow traut dem FSK kein Vollprogramm zu. Den Zuschlag für das Berliner Kulturprogramm des DeutschlandRadios begründete er damit, daß dies „einen besonderen Beitrag zur Überwindung der kulturellen Barrieren zwischen dem Osten und dem Westen Deutschlands darstelle“. Ein Stadtteilradio eröffne hingegen „die Perspektive einer ganz neuen Programmfarbe“.
Für den Senator ist die vorläufige Entscheidung ein „Probelauf“. Man müsse schauen, „ob sich die beiden Programme vertragen“. Zu einem Quotenkrieg wird es jedoch nicht kommen, dafür ist das Sendegebiet der „Lückenfrequenz“ zu klein. Der 50 Watt-Sender erreicht nur das Hamburger Kerngebiet, Harburg oder Bergedorf bleiben außen vor. Clemens Gerlach
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