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Hardraht rausgekriselt

■ Biedenkopfs Entscheidung gilt als sicher: Unser Justizsenator bald in Sachsen

Besser einen gut gepolsterten Ministersessel in Sachsen als einen Statt-Partei-Schleudersitz im Hamburger Senat. Justizsenator Klaus Hardraht (parteilos) hat keinen Hehl daraus gemacht, daß er die Aussicht, Nachfolger des wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung zurückgetretenen sächsischen Innenministers Heinz Eggert zu werden, ziemlich interessant findet.

Aber „ein Angebot liegt noch nicht vor“, spielte Hardraht in den vergangenen Wochen immer wieder die gleiche Platte ab. Ob er denn jetzt wirklich nach Dresden geht, „wird weder bestätigt noch dementiert“, trug Hardrahts Sprecherin Sabine Westphalen gestern wenig Erhellendes zu den Zukunftsplänen des Hamburger Justizsenators bei.

In christdemokratischen Kreisen gilt hingegen schon als sicher, daß der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) sich für Hardraht entschieden hat. Um aber seine Fraktion nicht zu übergehen, will er erst heute auf der Klausurtagung der CDU-Landesfraktion seine Nominierung bekannt geben.

Das heftige Interesse Hardrahts an dem Posten in Dresden dürfte durch den Selbstauflösungsprozeß der Statt Partei, die ihn 1993 in den Senat entsandte, kaum geringer geworden sein. Der Betonfraktion in der eigenen Behörde, die dem Justizsenator schon lange das Leben und eine Umsetzung seiner liberalen Vollzugspolitik schwer macht, wird Hardraht keine Träne nachweinen. Umgekehrt werden die Hardliner in der Justizbehörde auf einen neuen Chef drängen, der sich in das Prinzip Sicherheit und Ordnung ebenso verrannt hat wie sie selbst.

Ob der schwächelnde Rest-Haufen der Statt Partei überhaupt einen neuen Kandidaten benennen können wird, ist ungewiß. Schon 1993 hatten die StattianerInnen stattliche Schwierigkeiten, einen geeigneten Parteilosen zu finden. Inzwischen kommt erschwerend hinzu, daß man sich innerhalb der Regierungskooperation in eine derart schwache Position gebracht hat, daß ohnehin die SPD der Fünferbande soufflieren wird, wen sie als Hardraht-Nachfolger zu benennen hat. Kommissarisch würde erst einmal Wissenschaftssenator Leonhard Hajen das Amt des Justizsenators übernehmen. Silke Mertins

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