: Kleines Wallexikon
Wale gibt es seit 60 Millionen Jahren. Die heute rund 80 Arten gehören zwei Hauptgruppen an. Sogenannten Zahnwalen steht ein Gebiß zur Verfügung, mit dem sie Fische, Quallen und sonstige Beute packen können. Bartenwale bedienen sich einer Art Filtersieb (Barten), um ihre Beute – Schwärme von Krillkrebsen – aus dem Wasser zu sieben.
Die meisten „Waltiere“ (Cetaceen) gehören den Zahnwalen an, darunter Tümmler und Delphine, der Pott- sowie die Gründel-, Grind- und Schnabelwale. Mit einem knappen Dutzend Arten gibt es nur wenige Bartenwale – sie entsprechen am ehesten der mit der Tierart verbundenen Vorstellung von Monstrosität.
So bringt es der bis zu 33 Meter lange Blauwal, das mit Abstand größte Lebewesen, das jemals auf der Erde gelebt hat, auf ein Gewicht von 130 Tonnen – der mit Zähnen ausgestattete Schweinswal wiegt demgegenüber lächerliche 40 Kilogramm. Der Tagesbedarf eines Blauwals an Krill beläuft sich auf drei bis sechs Tonnen – bei einem Magen von zwei Tonnen Fassungsvermögen. Obwohl die Bartenwale nur ein Achtel in der Vielfalt der Wale repräsentieren, machten sie jahrhundertelang neun Zehntel des Walfangs aus. Früher nur zum Eigenbedarf gejagt, wurden sie mit dem Aufkommen von Explosivharpunen und industriellen Walfangflotten systematisch abgeschlachtet.
Bei den Blauwalen schrumpfte der Bestand seit der Jahrhundertwende von schätzungsweise 250.000 auf etwa 4.000, bei den Buckelwalen von 100.000 auf 7.000 Exemplare. In den fünfziger Jahren wurde der griechische Reeder Aristoteles Onassis mit seiner schwimmenden Fabrik „Olympic Challenger“ zum Schrecken der Meere. Rücksichtslos töteten seine mehr als 500 Leute jeden Wal, dessen sie habhaft wurden – Blauwale, Pottwalbabys, Buckelwalkühe mit Kälbern. Schon die erste Saison brachte über vier Millionen Dollar Gewinn. Angeblich hat Onassis die Barhocker seiner Yacht „Christina“ mit der Penishaut von Walen überzogen und mit Fußstützen aus Pottwalzähnen verziert.
Erst Mitte der fünfziger Jahre wurde diesem Gemetzel ein Ende gemacht. Doch dauerte es noch weitere 20 Jahre, bis sich die Weltöffentlichkeit der Waltragödie vollends bewußt wurde – nicht zuletzt dank Aktionen von Greenpeace und anderen Umweltschützern. 1972 verabschiedete die Stockholmer Umweltschutzkonferenz eine Resolution gegen die anhaltende Jagd auf Wale. Die 1949 gegründete Internationale Walfangkommission IWC beschloß 1982 ein Moratorium, das 1986 in ein Totalverbot des kommerziellen Walfangs mündete.
Es wurde besonders von Japan und Norwegen immer wieder unterlaufen, zumal eine begrenzte Jagd zu „wissenschaftlichen Zwecken“ erlaubt blieb. Inzwischen wird offen diskutiert, in Küstennähe Fangquoten für nicht länger in ihrer Existenz bedrohte Arten freizugeben – in erster Linie für den bis zu zehn Meter langen und zehn Tonnen schweren Zwergwal, einen Bartenwal, dessen weltweiten Bestand die IWC inzwischen auf mehr als 800.000 Exemplare schätzt, davon über 100.000 im Nordostatlantik. Die Großwale sollen in jedem Fall geschützt bleiben. I.M.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen