: Gedenkstätte
■ betr.: „Prominente gegen ,Holo caust-Denkmal‘“, „Flüstern und Schweigen sind im Zeichen des Masenmordes geboten“, taz vom 5.2. 98, „Aufklärung als Verdrän gung“, taz vom 7./8.2. 98
Mag die Aufrichtung eines riesig-abstrakten Monuments für den Künstler eine verlockende Aufgabe sein: für das große Publikum gewinnt ein kleines, bescheidenes Denkmal mit Sicherheit tausendmal mehr Beachtung. Insofern ist zu wünschen, daß es den Initiatoren des offenen Briefes gegen das geplante Berliner „Holocaust- Denkmal“ gelingen möge, in einer großen Entscheidungsstunde, im Umweg über Irrtum, noch rascher und sicherer zum Ziele zu kommen als auf dem direkten Wege über „allzu früh Erkanntes...“ Wolfgang Schröder, Rastede
Ein Mammutprojekt als Gedenkstätte muß einem jeden fraglich erscheinen, der zum Beispiel einmal den Kölner Dom besucht hat. Dieser ist ja ganz nett anzusehen, aber als Ort der Ruhe und Besinnung ist er nicht geeignet. Da gehe ich persönlich – auch als Nichtchrist – lieber gelegentlich in kleine – am liebsten romanische – Dorfkirchen. So schlage ich statt der großen Zentrallösung als Alternative mehrere kleinere dezentrale Gedenkstätten vor, die nicht nur auf das Gedenken an die Juden beschränkt sein sollten. Volker Bühnemann, Pasewalk
Brumlik ist mit seinen Einwänden gegen die Einwände völlig zuzustimmen. Daß sich die Debatte über das Denkmal für die ermordeten Juden Europas über einen so langen Zeitraum hinzieht, so kontrovers geführt wird und so überraschende Wendungen genommen hat, spricht zwar nur zum Teil für den Entscheidungsfindungsprozeß, dafür aber um so mehr für die Wirkungskraft des Vorhabens insgesamt – wie hoffentlich dann auch für die seiner Verwirklichung.
Auch wenn innerhalb der Diskussion konträre Standpunkte erwünscht, ja notwendig sind: mit ihren Argumenten für das Ansinnen, daß das Denkmal überhaupt nicht gebaut wird, haben sich die offenbar in ihren subjektiven Vorstellungen übergangen fühlenden Intellektuellen für die weitere Auseinandersetzung selbst disqualifiziert. Walter Jens weiß doch wohl, daß gerade in Deutschland „das Flüstern und Schweigen (...) im Zeichen des Massenmordes“ diesen erst mit ermöglicht hat. Nur aufgrund der offenbaren Unmöglichkeit im Konsens zu entscheiden, welche Sprache, welche Zeichen für die Unvorstellbarkeit des Holocaust sprechen sollen, wieder ins Verstummen zu fallen, bedeutete doch, in der eigenen Verantwortlichkeit (wiederum) gescheitert zu sein. Keine Chance der Mahnung und Erinnerung sollte vertan, keine Form des Gedenkens ausgeschlossen werden. Wenn (gerade!) für Walter Jens und andere es die des Flüsterns und Schweigens ist: niemand wird sie zur „pathetischen Gestik“ zwingen. Stefan Walz, Berlin
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