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Geister aller Länder

■ Eine Ausstellung feiert den 150. Geburts-tag des Kommunistischen Manifests

Das „Gespenst des Kommunismus“beschwor es im berühmten ersten Satz; dann geisterte es selbst durch die Zeiten – mit einer Sprengkraft, wie sie kaum ein anderes Buch in den vergangenen 150 Jahren entfaltet hat. In unterschiedlichsten Gewändern präsentiert es sich zu seinem Geburtstag wie ein Flaschengeist unter Glas.

Veröffentlicht ursprünglich von Karl Marx nach einer Vorlage von Friedrich Engels 1848 in London, wurde das Kommunistische Manifest bald zum Agitationsmittel der Arbeiterparteien und schließlich zu einem Klassiker in der politischen Ideengeschichte. Schon 1918 waren über 300 verschiedene Ausgaben in 40 Sprachen erschienen. Ein kleiner Querschnitt ist von Ausstellungsmacher Klaus Körner zusammengetragen worden und noch bis zum 21. März im Katalogsaal der Staats- und Universitätsbibliothek Carl v. Ossietzky zu sehen. Verfemt und verherrlicht, belächelt und gefürchtet: Die Geschichte des explosiven Pamphlets war wechselvoll und reich an Skurrilitäten. Ausgerechnet in einem Schwarz-Buch für den Dienstgebrauch der politischen Polizei von 1853 findet sich der erste legale Nachdruck des direkt nach Erscheinen verbotenen Manifests – als eines der 25 wichtigsten staatsfeindlichen Dokumente. Zu einem amtlichen Abdruck kam es 1872 im Hochverratsprozeß gegen Lieb-knecht, Bebel und Heppner, in dem der Staatsanwalt das Manifest in seinem ganzen Wortlaut als Beweismittel eingeführt hatte.

Aus nationalsozialistischer Zeit ist eine Tarnausgabe, umhüllt von einem gefälschten Reclam-Umschlag mit dem reaktionären Titel: „Das Diktat von Versailles und seine Auswirkungen“, erhalten. Mit bestem 50er-Jahre-Design auf dem Umschlag ging dagegen die SED auf Stimmenfang in den Westberliner Kreisverbänden. Welch ein Unterschied zu den kartonierten 80-Pfennig-Ausgaben, die die DDR während der 68er Studentenrevolte nach Westdeutschland exportierte. Die Phase des Spotts läutet in der Ausstellung eine mexikanische Comic-Ausgabe aus den 70er Jahren ein. Das ist Geschichte, die an Buchdeckeln ablesbar wird. Und leider nur daran, denn: Die Manifeste aller Länder sind in Glaskästen eingeschlossen; ein Durchblättern bleibt unmöglich. „Früher war das alles verboten und gefährlich, heute ist es nur noch unschädlich“, bedauert ein schon etwas angegrauter Besucher der Ausstellung. Sabine Claus

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