: Und zum Nachtisch ein paar nackte Damen
■ Baskische Katzenrezepte: Vom weiblichen Eßvergnügen und männlicher Fleischeslust
Nicht nur die Sexualität, auch Essen und Geschmack sind durch und durch kulturell geformt. Während man bei uns Schwein oder Rind verzehrt und damit Muslime, Hindus und die Viecher selbst zur Verzweiflung treibt, sind im Baskenland Katzenrezepte besonders beliebt. Im Themenblock „Frauenkörper – Lust und Last“ hatte sich die Frankfurter Frauenforscherin Irmgard Vogt mit beißendem Humor des Themas weibliche Eßvergnügungen angenommen. Genußvolles Essen, so Professorin Vogt, sei traditionell männercodiert.
Bei ihrer Recherche habe sie nur wenige Bilder von vergnüglich essenden Frauen gefunden, und diese hätten meistens einen „massiven sexuellen Beigeschmack“ gehabt. So wie Manets Bild „Frühstück im Freien“. Angesichts beanzugter Männlichkeit und nackter Weiblichkeit laute dessen Botschaft: Die Damen werden zum Nachtisch verspeist. Was Wunder, ist doch die Fleischeslust ebenfalls traditionell männlich. Während moderne deutsche Damen auf Pellkartoffeln mit Quark, Nudeln mit Soße oder Eierpfannkuchen stehen, zitierte sie eine Umfrage jüngeren Datums, lautet die männliche Präferenz: Fleisch, Fleisch, Fleisch. Wer weiß, vielleicht wäre die Weltgeschichte weniger tragisch verlaufen, wenn man das Hillu Schröder nicht vorenthalten hätte. Überhaupt Weltgeschichte: Schon in der griechischen Demokratie sind Frauen von den Tischgemeinschaften ausgeschlossen worden, führte Irmgard Vogt aus. Deshalb sollten Frauen tunlichst darauf achten, nicht am Katzen- oder Kindertisch, sondern „am Oberhaupt des Tisches zu sitzen“. Getreu dem Motto: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch wir plädieren mehr für Gier.“
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