piwik no script img

KommentarGut zurückgeboxt

■ Kulturszene feiert Anstoß-Gutachten

Wenn Sie etwas über A wissen wollen, dann fragen Sie B, A's gehässigen Nachbarn, oder C, A's Konkurrenten, und D, die liebevolle Mutter. Oder Sie machen mit A eine Psychoanalyse. Wenn McKinsey oder die vier Anstoß-Gegengutachter etwas über die kulturellen Szenen wissen wollen, dann fragen sie diese selber. Die erzählen garantiert nichts über Reibungsverluste, interne Hierarchieprobleme. Welcher Museumsboß sagt: Ich bin 'ne Null? Schließlich gilt es, Bestände zu sichern. Schließlich hält man zusammen gegen McKinsey. Zur Sprache kommen deshalb nur Mißstände, die von außen verursacht werden. Zu wenig Geld, zu wenig Presse ...

So erfuhr am Montag abend ein proppenvoller Rathaussaal das, was er immer wußte: Daß die Bremer Kulturszene supertoll ist (stimmt), daß Kultur zur Charakterbildung und Wirtschaftsentwicklung unheimlich wichtig ist (stimmt). Billigen Applaus konnten sich die Gutachter mit ihrem Schimpfen über Musicalbau und Funparks sichern. Der Blick von außen brachte – wider gegenteiliger Behauptung – kaum Neues. Eher schon ist es eine Leistung, das Zutrauen in eigene, bestehende Einsichten zu stärken. Strategisch war das Event geschickt. Wenn man eins in die Fresse bekommt, hilft nur zurückhauen. Klotzen mit fremden Autoritäten wird gekontert mit fremden Autoritäten. Spannend ist es nicht, dabei zuzuschauen. Aber wenn's hilft. Barbara Kern

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen