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Ein neuer Kanzler, was soll das bringen?

■ betr.: „Alles kann sich ändern“ („Die Studenten wollen in die FDP...“), taz vom 19.2. 98

Irgendwie kapiere ich Herrn Dürrs Kommentar von vorn bis hinten nicht. Die studentischen Masseneintritte in die FDP als ernst gemeint zu nehmen, bedeutet, dem akademischen Nachwuchs ein außerordentliches Intelligenzdefizit zu unterstellten. So dämlich, zu glauben, ein hoher Studentengehalt einer Partei führe zu studentenfreundlicher Politik, ist der sicher nicht. Statt dessen führt eine Monokultur der Parteimitglieder lediglich dazu, daß die Wahlchancen der Partei noch weiter sinken: „FDP? Ach, das ist doch die Studentenpartei. Die kümmern sich bestimmt nicht um uns Rentner.“

Weiter ist da vom „großen Umbruch“ die Rede, „vieles wird sich ändern“ – was, läßt der Herr Politologe leider im dunkeln. Bloß ein neuer Kanzler? Was soll das bringen? Von Kohl haben sich viele sicher auch was versprochen, sonst hätten sie seine Partei nicht gewählt. Eine stark veränderte FDP? Na und? Als die Grünen anfingen, waren manche ihrer Ideen wirklich anders. Und was ist geblieben? Garzweiler – sonst hätte man ja eventuell Pöstchen aufgeben müssen.

„Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten“ – nie gehört, Herr Dürr? Oder nicht geglaubt? Kommt schon noch. Um wirklich etwas zu ändern, müßte die Verfassung renoviert werden – aber das geht, leider, leider, nur beim Lauschen und nicht beim Volksentscheiden. Wie kommt's? Na klar: Lauschen erhöht Politikers Macht, Volksentscheide verringern sie.

Und das halten die Politologen für Volksherrschaft? Jungejunge. Gut, daß die keine Flugzeuge bauen. Norbert Wingender, Karlsruhe

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