piwik no script img

Kontrolle durch Beteiligung

■ betr.: „Es hilft nur Öffentlichkeit“, von Wolfgang Gast, taz vom 20.2. 98

Ein wenig verlogen finde ich die Auseinandersetzung mit Rechtstendenzen in der Bundeswehr von seiten der Linken mittlerweile doch. – Es ist festzustellen:

In der Bundeswehr gibt es Soldaten mit rechter Gesinnung.– Wehrpflichtige und Längerdienende. Außerdem gibt es leider Bürokraten in Uniform, die sich lieber keinen Ärger damit machen, sich mit den erstgenannten auseinanderzusetzen. Die jüngsten Berichte aus Bosnien sind dann das Ergebnis. Zweifellos gehören Vorfälle dieser Art auch aufgedeckt. Zweifellos ist die Frage berechtigt, ob die soziale Struktur in den Streitkräften, die bewaffnete Männergesellschaft, nicht tendentiell solche Geisteshaltungen (träge wie auch rechte) begünstigt. Mit der Frage sieht sich nun auch die politische Führung konfrontiert und versucht angemessen zu reagieren. Die Reaktion muß im Prinzip eine Lücke ausmerzen, die durch die vermeintliche moralische Überlegenheit der Linken gerissen wird, die glauben, sie können erst die Bundeswehr sich selbst überlassen, (vulgo: verweigern) und dann empört sind, wenn dies auf Dauer nach rechts losgeht. Ganz abgesehen davon, daß es sich da einige sehr einfach machen, tun sie einem Großteil der Soldaten auch Unrecht: Völlig wurscht, ob eher schwarz oder grün gesinnt, die meisten setzen sich für diese Demokratie und das Grundgesetz ein, sie schützen als Teil des Gewaltmonopols des Staates alle Menschen in diesem Land oder auch in Ex-Jugoslawien. Sie setzen sich – oft gezwungenermaßen und aus Pflichtgefühl – als Ausbilder mit politischen Wirrköpfen auseinander und versuchen im Rahmen der politischen Bildung zu retten, was bei diesen Leuten noch zu retten ist. Ich finde, diese Leistung sollte nicht über den Kamm „Bundeswehr = Rechts“ geschoren werden. Das klingt nach billiger Entschuldigung dafür, daß sich zu viele Linke aus falsch verstandener Political Correctness von der Armee fernhalten. Kämen sie zur Bundeswehr, entstünden viele Mißstände erst gar nicht oder würden früher aufgedeckt. Mit einer Armee in der Demokratie ist es wie mit der Demokratie selbst: Kontrolle ist nur durch Beteiligung möglich. Roland Bösker,

Hauptmann der Reserve

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen