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Unterm Strich

Bernhard Heisig weiß genau, welche seiner Bilder er im Berliner Reichstag sehen will: Seine beiden Werke „Pflichttäter“ und ein neues Bild zu Friedrich II. sind fertig. Die Gemälde müßten nur noch abgeholt werden, sagte er der Presse.

Gegen den Protest von 58 Künstlern, Schriftstellern und Exbürgerrechtlern, die dazu aufriefen, die Entscheidung für den ostdeutschen Maler zu revidieren, hat sich inzwischen eine „Solidaritätsaktion“ für Heisig organisiert. Initiator ist sein einstiger Schüler, der Leipziger Maler Hartwig Ebersbach, der einer der ersten „jungen Wilden“ der DDR war. Mit Heisig solle gleich der ganze „Osten als historisch unwürdig vom Altar des Reichstages“ gefegt werden.

Zu den Protestierern gehören unter anderem die Autoren Jan Faktor, Ralph Giordano, Jürgen Fuchs und Katja Lange-Müller sowie Ausstellungsmacher wie Christoph Tannert, Jürgen Schweinebraden und Friedrich Loock. Sie meinen, der Auftrag an einen ihrer Meinung nach im SED-Staat Privilegierten sei nicht nur ein „kunsthistorischer Irrtum, sondern auch eine politische Instinktlosigkeit“. Der Bundestag greife damit bewußt zu den Insignien des DDR-Regimes. Für Heisig plädieren bislang 40 Persönlichkeiten, darunter der Schriftsteller Günter Grass, der Maler Wolfgang Mattheuer und der Bildhauer Werner Stötzer, aber auch Dieter Ronte (Kunstmuseum Bonn) und Klaus Honnef (Landesmuseum Bonn).

Der vom 1. Juni bis 27. September in der Alten Völklinger Stahlhütte geplanten großen „Prometheus- Ausstellung“ über 500 Jahre Menschheitsgeschichte droht zumindest eine Verschiebung, wenn nicht gar das Aus.

Die über 2,5 Millionen Mark teure Schau war gemeinsam mit dem Berliner Deutschen Historischen Museum geplant. Daraus wird jedoch nichts, denn der Mann, der alle Fäden in der Hand hielt, der Kultur- und Tourismusmanager Prof. Franz Zeithammer, hat kurz vor der Präsentation das Handtuch geworfen.

Der im Oktober 1996 an die Saar geholte Multimanager Zeithammer – zuvor Hamburger Messechef und Organisator von Bundesgartenschauen in Düsseldorf und Stuttgart – war am 13. Februar von allen seinen Ämtern überraschend „aus persönlichen Gründen“ zurückgetreten.

Zeithammer managte nicht nur die Stiftung Industriekultur, sondern verwaltete auch das Unesco- Weltkulturerbe Alte Völklinger Hütte. Er hatte mit viel Aufwand und ungewöhnlichen Aktionen an der Saar versucht, die Denkmäler des Landes touristisch zu vermarkten. „Der Rost ist unser Kaviar“, formulierte er, als er die einst vom Abriß und vom Verfall bedrohte Völklinger Hütte mit einer vielkritisierten „Schiff und Stahl“-Ausstellung für Besucher attraktiver machen wollte. 80.000 Besucher strömten immerhin im vergangenen Jahr in das Kulturdenkmal.

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