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Die Zukunft ist nicht mehr golden

Jeder dritte Südafrikaner ist ohne Job. Die einstige Vorzeigebranche Goldbergbau trägt dazu bei: Weitere Massenentlassungen bleiben trotz eines Krisengipfels unvermeidlich  ■ Aus Johannesburg Kordula Doerfler

Südafrikas Goldindustrie ist in einer dauerhaften Krise. Allein im Januar dieses Jahres verloren fast 13.000 Arbeiter in den Bergwerken ihren Job. Hält dieser Trend an, so befürchtet die Bergbau-Gewerkschaft (NUM), wird das gleiche Schicksal in diesem Jahr weitere 50.000 bis 100.000 Kollegen treffen. Diese Aussicht war Grund genug für die NUM, um Arbeitgeber und Regierung dieses Wochenende zu einem Krisengipfel zusammenzurufen.

Zwei Tage lang debattierten rund 400 Vertreter von Gewerkschaften, Arbeitgebern und Regierung in einem Hotel in Johannesburg die Lage der Goldindustrie und Wege aus der Krise. Die Stimmung im Vorfeld war aufgeheizt. Erst Anfang vergangener Woche hatten aufgebrachte Kumpel gewalttätig in der City von Johannesburg gegen weitere Entlassungen demonstriert und mit einem Generalstreik gedroht, sollte nicht ein Moratorium für Entlassungen beschlossen werden.

Zwar wurde am Ende des „Gold-Gipfels“ ein Kompromiß erzielt, doch die einflußreiche Gewerkschaft mußte mehr Federn lassen, als sie anschließend zugeben mochte. NUM-Chef James Motlatsi hatte zwar recht, wenn er es als „historischen Moment“ bezeichnete, daß alle Seiten überhaupt eine gemeinsame Resolution unterzeichneten. Dies ist in der Geschichte der Goldminen in Südafrika ein Novum. Doch von einem Einstellungsstopp für zwölf Monate ist keine Rede mehr.

Bis Ende dieser Woche soll statt dessen ein hochrangiges „Goldkrisenkomitee“ eingesetzt werden. Bereits ausgesprochene Entlassungen müssen von dem Komitee bestätigt, alle künftigen müssen ihm ebenfalls vorgelegt werden. Zudem konnte die Gewerkschaft die Abfederung durch einen Sozialplan durchsetzen. Doch am Kern des Problems ändert das alles nichts: Es wird weitere massenhafte Entlassungen geben.

Die Gründe dafür sind nur zum Teil hausgemacht. Noch immer ist Südafrika der größte Goldproduzent der Welt. Der konstant niedrige Goldpreis und steigende Produktionskosten im Land am Kap führten jedoch dazu, daß etwa die Hälfte der Minen im vergangenen Jahr nicht mehr rentabel arbeiteten. 51.000 Arbeitsplätze wurden abgebaut. Im Gegensatz zu den USA oder Australien, wo Gold über Tage abgebaut wird, müssen die Südafrikaner ihre Schächte mittlerweile bis zu vier Kilometer tief in die Erde treiben. Wurden etwa 1970 noch pro Jahr 1.000 Tonnen Gold gefördert, waren es 1997 nur noch knapp 490 Tonnen.

Längst ist die Goldproduktion nicht mehr der wichtigste Industriezweig am Kap, auch wenn die Gewerkschaft NUM dies nur zögernd einsehen mag. Die sozialen Folgen bei Entlassungen allerdings sind enorm und treffen auch die südafrikanische Regierung empfindlich. Denn die Arbeitslosenraten sind auch vier Jahre nach dem Machtwechsel unverändert hoch, jeder dritte Südafrikaner ist ohne Job. Etwa 350.000 Menschen arbeiten in den Bergwerken, sechs bis zehn Personen sind durchschnittlich von jedem Minenarbeiter abhängig. Werden Minen geschlossen, stürzen ganze Regionen in Armut.

Obwohl die Regierung unter großem Druck steht, endlich ihr Wahlversprechen von neuen Arbeitsplätzen einzulösen, und den Gewerkschaften historisch nahesteht, wurde sie auf der Tagung deutlich: „Wir werden keine Steuergelder dafür verschwenden, um künstlich Produktion und Arbeitsplätze in unproduktiven Minen zu erhalten“, stellte Arbeitsminister Tito Mboweni (ANC) klar.

Die Bergbaukonzerne müssen sich vorwerfen lassen, daß die Arbeitsbedingungen in südafrikanischen Minen noch immer inhuman und höchst gefährlich sind. Als Erbe aus der Apartheidzeit steht ihnen zudem eine zwar streitbare, aber zugleich manövrierbare Masse von ungelernten Arbeitern zur Verfügung, die anderswo auf dem Arbeitsmarkt keinerlei Chancen hat. Das Zauberwort für den Weg in eine goldene Zukunft heißt nun Produktivität. Schon seit vergangenem Jahr ist erstmals eine Erhöhung der Löhne an eine Steigerung der Produktivität gekoppelt, die jedoch nicht ohne weiteres zu erreichen ist. Deshalb findet zugleich eine Rationalisierung der Bergwerke statt.

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