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Pleite in Albanien

■ Hunderttausende verlieren ihre Spareinlagen in dubiosen Pyramidenfirmen

Tirana (dpa) – Die fünf größten der dubiosen albanischen Geldinstitute, die mit Zinsversprechungen von bis zu 14 Prozent im Monat bei Anlegern Hunderte von Millionen Dollar abkassierten, sind pleite. Das bestätigt ein im Auftrag der albanischen Regierung erstellter Bericht der Londoner Bewertungsfirma Deloitte & Touche, der gestern in Tirana veröffentlicht wurde. Damit verlieren Hunderttausende von Albanern ihre gesamten Ersparnisse. Die jetzt offiziell als bankrott eingestuften Firmen hatten im letzten Frühjahr ihre Zinszahlungen eingestellt.

Die Londoner Experten erklärten, aus noch bestehenden Investitionen der Institute in Wirtschaftsunternehmen solle möglichst viel Geld zur Entschädigung der Anleger gezogen werden. Die nach dem Pyramidensystem arbeitenden Firmen VEFA, Silva, Kamberi, Cenaj und Leka weisen danach Aktiva von umgerechnet 50 Millionen Dollar aus, knapp 348 Millionen Dollar Einlagen seien verloren. Angaben über die Zahl der Geschädigten wurden nicht gemacht; Branchenkenner gingen von landesweit rund 300.000 Betroffenen aus. Das wären knapp zehn Prozent der Bevölkerung.

Vor einem Jahr war es nach dem Zusammenbruch der Anlageunternehmen zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen gekommen. Eine internationale Schutztruppe und die Vermittlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hatten vorzeitige Neuwahlen im letzten Sommer durchgesetzt.

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