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Nicht Steuerzahlers Bier

■ Bavaria-St. Pauli-Brauerei will 1998 ohne Verluste abschließen

Steuerzahler konsumieren Bier. Doch das ist nur ein Grund, weswegen die Bavaria-St. Pauli-Brauerei GmbH auf gar keinen Fall „den Steuerzahler belasten“will. Der wichtigere, bekräftigte Bavaria-Geschäftsführer Rudolf Toboll gestern, sei: „Wir gehören 1998 dem Steuerzahler.“Deswegen werde das neuformierte Unternehmen, das seit der Trennung vom Dortmunder Brau- und Brunnen-Konzern über eine Holding der Freien und Hansestadt Hamburg und damit eben „dem Steuerzahler“gehört, sich 1998 davor hüten, rote Zahlen zu schreiben: Ohne Verluste, versprach Toboll, werde man abschließen.

Seine Zuversicht basiert auf Zahlen: Bei einem Umsatz von rund 113 Millionen Mark sei ein Betriebsergebnis von 12,7 Millionen Mark geplant. Das reiche, um die Zinsen und Abschreibungen zu bezahlen. Mit den Marken Astra, Ratsherrn und Dübelsbrücker Dunkel will die Kiez-Schenke in diesem Jahr rund 750.000 Hektoliter Bier brauen, was der Vorjahresmenge entspreche und eine „seriöse“Kalkulation sei. Denn: Mit der „Cash-cow Astra“habe man „in unserem Verbreitungsgebiet die führende Biermarke“. Bavaria werde sich auch künftig auf ihr Absatzgebiet rund um Hamburg konzentrieren. Fünf Millionen Mark will das Unternehmen in diesem Jahr in Marketing und Werbung stecken.

„Die Gesellschaft“, folgerte Toboll, sei „in der Lage, selbst am Markt zu agieren“. Insofern müsse die Stadt die Brauerei „eigentlich“gar nicht weiterveräußern. Geplant ist jedoch, für die Bavaria noch in diesem Jahr einen Käufer zu finden. Damit ist die Hamburger Warburg-Bank beauftragt. Der Kaufpreis soll rund 115 Millionen Mark betragen.

Beim Verkauf sei nicht maßgeblich, ob der neue Besitzer aus der Branche komme. „Wir brauchen einen Käufer, der in der Lage ist, langfristig den Standort zu sichern“, räumte Toboll dem Konkurrenten Holsten wenig Chancen ein. „Das ist der erklärte Wille des Hamburger Senats.“ hh

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