■ Serbische Polizei löst Frauen-Demo auf: Kosovo-Albaner verhandeln nicht mit Serben
Priština (AP) – Führende Kosovo-Albaner haben zum drittenmal in fünf Tagen das Angebot einer serbischen Delegation zu Einigungsgesprächen zurückgewiesen. Das Angebot sei so überstürzt gekommen und habe offensichtlich auf einen Propagandaeffekt gezielt, daß Verhandlungen unmöglich seien, sagte Azem Vlasi, ein Sprecher der Kosovo-Albaner, gestern in Priština. Die Vertreter aus Belgrad hatten vor ihrer Anreise angekündigt, die Gespräche könnten zur Wiederherstellung der Autonomie für die Region führen.
Vlasi schrieb in einem Brief an den serbischen Ministerpräsidenten und Leiter der Delegation, Ratko Marković: „Es ist zynisch, Verhandlungen zu fordern und gleichzeitig die Region Drenica von Ihren Polizeikräften besetzt zu halten, während dort noch immer Albaner sterben und ihre Toten begraben.“ Serbien kontrolliert die Region seit 1989. Bei den jüngsten gewaltsamen Polizeieinsätzen kamen dort mehr als 80 Menschen ums Leben.
Unterdessen löste die serbische Polizei vor der Stadt eine Demonstration von rund 2.000 Albanerinnen auf, die gegen die Polizeieinsätze protestierten. 30 Polizisten blockierten die Straße, auf der die Demonstrantinnen marschierten. Sie wollten zu Fuß ins 50 Kilometer entfernte Drenica gehen, um dort Familien mit Brot zu versorgen. Zu Ausschreitungen kam es dabei nicht.
Eine Art Selbstverwaltung für den Kosovo fordert die Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, Leni Fischer. Die Kosovo-Albaner müßten entsprechend ihrer Bevölkerungsmehrheit in Verwaltung, Polizei, Ärzte- und Lehrerschaft in der Unruheprovinz integriert werden und das Recht auf eigene nationale Embleme haben, sagte Fischer im Deutschlandradio. Es sei falsch, „die Frage des früheren Autonomiestatus immer in den Vordergrund zu stellen“, meinte die CDU-Politikerin nach einer Belgradreise.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen