piwik no script img

Castor durch den Test gefallen

Behälter für Atombrennstäbe versagen beim praktischen Test. HEW sagen deshalb Transporte aus dem AKW Krümmel vorläufig ab  ■ Von Achim Fischer

Ein Atommüllbehälter des britischen Unternehmens BNFL hat Sicherheitstests nicht bestanden. Baugleiche Behälter wurden bislang von den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) für den Transport abgebrannter Brennstäbe aus dem AKW Krümmel eingesetzt. Die HEW bestätigten gestern, sämtliche Transporte aus Krümmel in die britische Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) Sellafield seien deshalb für dieses Jahr vorläufig abgesagt. Der Betrieb des Meilers sei jedoch „nicht beeinträchtigt“.

Sellafield-Betreiberin BNFL hatte ihre Transportbehälter (NTL 11) nach 15 Jahren erstmals wieder einem Falltest aus neun Metern Höhe unterzogen. Mehrere Schrauben brachen und der Deckelstoßdämpfer, der die Wucht des Aufpralls mildern soll, riß ab. „Die beiden primären Schutzziele wurden erreicht“, betont aber HEW-Sprecher Johannes Altmeppen. Der Deckel blieb dicht, die Brennstäbe blieben unversehrt. Und dennoch: „Es ist eine Selbstverständlichkeit, daß diese Behälter nicht mehr eingesetzt werden.“

Der Falltest hat bereits Mitte Februar stattgefunden. Die Öffentlichkeit erfuhr erst gestern davon – als Folge eines „glücklichen Zufalls“, so Dirk Seifert, Energiereferent der Hamburger GAL-Fraktion. Die Grünen hatten einen – streng geheimen – Transporttermin aus dem AKW Krümmel für Ende Februar vermutet. Als der nicht stattfand, fragten sie nach und erfuhren, daß die HEW den Termin aufgrund der mißlungenen Falltests absagten. „Die Sicherheitsmängel machen klar, daß endlich mit der Geheimhaltung der Atomtransporte Schluß sein muß“, fordert Seifert.

Die britischen Ingenieure wollen ihre Behälter nun überarbeiten und im Spätsommer erneut testen. Im Juli steht in Krümmel ein Brennelemente-Wechsel an. Aber im Meiler, so Altmeppen, sei noch genügend Kapazität, um die Brennstäbe zu lagern. Das Kieler Energieministerium bestätigte gestern, der zum Betrieb des AKW nötige Entsorgungsnachweis sei „durch die Transportpause nicht in Frage gestellt“.

Die britischen Beulen können auch Konsequenzen für die geplanten Atommülltransporte nach Ahaus haben. Die dafür vorgesehenen Castor-Behälter wurden lediglich in Computersimulationen überprüft. Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete die virtuelle Prüfung bislang als ausreichend.

GAL-Energieexperte Seifert forderte gestern, die Castor-Transporte sofort zu stoppen und praktische Tests durchzuführen. Wilfried Voigt, grüner Staatssekretär im Kieler Energieministerium, hält aber infolge der britischen Ergebnisse die Behälter-Genehmigungen für die Ahaus-Castoren für „mehr als fragwürdig“.

Weiterer Bericht S. 8

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen