Gute Liebe, schlechte Liebe

■ Auch in der achten "Wilde Herzen"-Staffel sind Komödien und Wiederholungen Trumpf

Im jungen deutschen Kino ist die „Komödie“ längst zum schlechten Witz verkommen: Schon wieder 'ne Komödie, heißt es allerorten, wenn die üblichen Verdächtigen schon wieder 'ne Komödie abgeliefert haben ...

In der achten Staffel der ARD- Fernsehfilm-Reihe „Wilde Herzen“ indes scheint die Lust am Lustigen ungebrochen. Gleichwohl darf der Reihentitel mit Filmen überwiegend junger Regisseure und Autoren noch immer als Markenzeichen für herausragende Qualität gelten – auch wenn die TV-Premieren rar geworden sind: Gerade mal vier der neun Termine bestückt die ARD mit Neuem.

Immerhin eröffnet eine durchaus sehenswerte Erstausstrahlung den 98er Jahrgang: „Single sucht Nachwuchs“ (Buch: Ulrich Limmer, Regie: Uwe Janson) heißt das boshafte, mitunter etwas überzogene Lustspiel, in dem Heino Ferch als Karrieresingle seinem Leben einen Sinn geben und sich fortpflanzen will. „Liebe Lügen“ von Martin Walz (1. April) hingegen mixt die Genres durcheinander: Die Geschichte vom verhinderten Seemann, der sich unsterblich verliebt, ist ein bißchen Screwballcomedy, ein bißchen Gangsterfilm und viel Märchen, umgesetzt mit vielgelobten Darstellern (Meret Becker, Bernd Michael Lade, Udo Samel, Peter Lohmeyer). „Trickser“ (8. April, Buch: Jochen Greve, Regie: Oliver Hirschbiegel) hingegen ist in erster Linie ein Thriller: Ein Bankräuber (Dominique Horwitz) verletzt sich auf der Flucht und ist einer Musikerin (Eva Haßmann) ausgeliefert, die sich zunächst bloß für sein Geld interessiert. Premiere Nummer vier, „Liebesfeuer“ von Hartmut Schoen, verschreibt sich am 15. April alsdann so sehr dem „Melo“ (wie das Melodram ja neuerdings heißt), daß man fast von einer Antiromanze sprechen kann: Da zerstört die krankhafte Eifersucht eines anfangs liebenswert verrückten Bodensee-Matrosen (Jörg Schüttauf) seine Ehe mit einer Tochter aus gutem Hause (Regula Grauwiler) – ein Plot, der vor allem durch eine rundum gelungene Bildgestaltung (Kamera: Hans- Jörg Allgeier) besticht.

Unter den Spät-Terminen finden sich indes zwei Dramenwiederholungen, die nicht rundum gelungen sind – beide widmen sich dem Inzest: In „Roula“ von Martin Enlen (18. März) ist eine Frau (Anica Dobra) vom Vater mißbraucht worden. In „Kinder der Nacht“ (25. März, Buch: Harald Göckeritz, Regie: Nina Grosse) sind Bruder und Schwester (Matthias Paul, Natalia Wörner) einander verfallen.

Darüber hinaus aber kommt die Nachtschicht der „Wilden Herzen“ fast einer Hommage an Marius Müller-Westernhagen gleich – gleich drei seiner Filme wurden wieder ausgegraben: Zum einen der Konzertfilm „Keine Zeit“ (8. April) des vielfach ausgezeichneten Dokumentaristen-Ehepaars D.A. Pennebaker und Chris Hegedus, das schon David Bowie und Bob Dylan auf der Bühne porträtierte. 1995 dann begleiteten sie Westernhagen auf der restlos ausverkauften „Affentour“ – machten aus ihren Beobachtungen einen (man mag es kaum für möglich halten) mitreißenden Film. Den Abschluß bilden zwei rund 20 Jahre alte Theo-Klassiker: In „Aufforderung zum Tanz“ (15. April) kann man sich davon überzeugen, daß Gudrun Landgrebe auch mal jung gewesen ist. Und der Westernhagen-Gassenhauer „Theo gegen den Rest der Welt“ (22. April) – ebenfalls von Matthias Seelig (Buch) und Peter F. Bringmann (Regie) – ist auch in der x-ten Wiederholung noch schön anzuschaun. Fragt sich nur, was sie in der „Wilde Herzen“-Reihe verloren haben ... Tilmann P. Gangloff

Die ARD zeigt die Filme ab heute jeweils mittwochs um 20.15 Uhr, bzw. manchmal außerdem um 23 Uhr