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Hamburger können kein Wässerchen trüben

■ Die Stadt hat exzellentes Grundwasser – Ausstellung zum Weltwassertag eröffnet

Als „stinkend, schleimig, zusammenziehend“und mit „einem schwarzen, zähen Bodensatz“beschrieb ein Gutachter 1792 die Wasserqualität der Alster. Auch Elbwasser war nicht eben beliebt. Es roch muffig. Brunnen waren selten und die Wasserversorgung war weitestgehend privat organisiert.

100 Jahre später – die Stadt Altona versorgte ihre BürgerInnen längst mit gefiltertem Wasser – beschloß auch Hamburg den Bau einer Sandfilteranlage. Doch die Cholera, die durch dreckiges Wasser verbreitet wird, kam der Fertigstellung zuvor und raffte 8.500 Menschen dahin.

Inzwischen, erneut zog ein Jahrhundert ins Land, steht in der Freien- und Hansestadt alles zum besten. Leckeres und qualitativ hochwertiges Grundwasser fließt aus Wasserhahn und Klospülung. Die Trinkwasserqualität ist exzellent, wird der Chef der Hamburger Wasserwerke (HWW), Hanno Hames, nicht müde, herauszustellen. Anläßlich des Weltwassertages eröffnete er gestern den zweiten Teil der HWW-Dauerausstellung „WasserForum“. Seine Gäste ließ er erst einmal raten. Wieviel Wasser haben die HWW von „gestern sechs Uhr bis heute sechs Uhr“geliefert? Na? 340 Millionen Liter wußte eine und gewann ein Buch.

Dann wurde der Herr Hames ernst. „In 80 Ländern ist das Wasser knapp. 1,7 Milliarden Menschen sind ohne sauberes Trinkwasser. Täglich sterben 20.000 Kinder wegen mangelnder Wasserversorgung.“Wasser im Wert von 18 Millionen Mark versickert allein in Europa. Und das findet Herr Hames überhaupt nicht in Ordnung. In Hamburg ist natürlich alles anders, denn die HamburgerInnen sind sparsam. Und wer noch nicht geläutert ist, kann in dem neuen Ausstellungsteil des „WasserForums“einen „Check“machen.

Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) will sich zu einem solchen Anlaß mit Tips nicht zurückhalten: Einen Stopper in die Klospülung einbauen, empfiehlt er. Und man müsse ja auch nicht immer baden, sondern könne auch mal duschen, oder? Unser Wasser jedenfalls sei „zu hundert Prozent aus Grundwasser“und deshalb ausgezeichnet. Damit das auch „für die kommende Generation“so bleibt, müsse auf „Nachhaltigkeit“gesetzt werden. Dann mußte er sich nachhaltig die Ausstellung ansehen.

Wo das Wasser so durchsickert, ist da zu sehen. Warum statt der schönen alten Wassertürme mittlerweile unterirdische Betonkammern benutzt werden. Wie die Qualität überprüft wird und der politisch korrekte Duschkopf aussieht. Doch trotz Computern und Schubladen, die aufgezogen und erkundet werden dürfen, ist der zweite Teil der Wasserausstellung trockener als der erste. Denn dort gibt es historische Wasserträgerinnen, Fleete aus der Sicht einer Ratte, das Modell einer Wasch- und Badeanstalt und alte Feuerwehrschläuche zu bestaunen. Furchtbar lehrreich ist natürlich beides. Silke Mertins

WasserForum, Billhorner Deich 2, di, do, so von 10 bis 16 Uhr

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