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Castor durchgeprügelt

■ Ahaus gestern abend: Unmittelbar vor dem Ort halten Atomgegner den Castor-Zug immer wieder auf. Polizei setzt Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Demonstranten ketten sich an die Gleise und unterhöhlen die Schienen. Baufahrzeuge reparieren die Strecke. Über 400 Personen festgenommen. Mehrere Demonstranten sind verletzt

Ahaus/Berlin (taz) – Die Nacht kam, der Castor stand. Immer entschlossener versuchten Castor-Gegner bei Ahaus, die Strecke zu blockieren, immer härter wurde der Polizeieinsatz gegen die Demonstranten. Bei Redaktionsschluß waren die sechs Castoren aus Gundremmingen und Neckarwestheim noch nicht im Zwischenlager eingetroffen. Unmittelbar vor dem Ziel wurde der Zug immer wieder zum Halt gezwungen. Mit im Lauf des Tages zunehmend härterem Einsatz hatte die Polizei versucht, den Weg des Atommülltransports freizuhalten. Tausende Atomkraftgegner hatten auf die Gleise gedrängt. Die Polizei räumte schließlich unter Einsatz von Schlagstöcken, Hunden, Wasserwerfern und, laut Auskunft der örtlichen BI, auch Tränengas Barrikaden. Einige Atomkraftgegner, die sich an den Schienen festgekettet hatten, wurden losgeschnitten. Baufahrzeuge waren im Einsatz, um beschädigte Schienenstücke zu reparieren, tieffliegende Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes kreisten über dem Zwischenlager und dem Gleis, auf dem der Castor-Zug rollen sollte. Es war von sieben Verletzten die Rede. Über 400 Demonstranten wurden vorläufig festgenommen.

Der Coup, den Konvoi Tage früher als angekündigt auf die Strecke zu bringen, hat also hat den Einsatz für die Polizei nicht wesentlich erleichtert, die gesellschaftlichen Kosten solcher Transporte nicht wesentlich verringert. Angesichts der 30.000 Polizisten, die den Transport durch Deutschland schützen sollten, dürften auch die finanziellen Kosten in vergleichbarer Höhe mit denen des Gorleben-Einsatzes im letzten Jahr liegen: Damals mußte Niedersachsen für den Polizeieinsatz über 110 Millionen Mark berappen; die Kosten der Bahnaufsicht durch den Bundesgrenzschutz trägt die Bundesregierung.

Schon kurz nach dem Start im Neckartal am frühen Freitagmorgen war der Zug durch angekettete Menschen auf den Gleisen gestoppt worden. Dann rollte er über Würzburg, Fulda und Kassel, streifte den Nordrand des Ruhrgebiets und pirschte sich an das Zwischenlager heran.

Durch die frühe Fahrt waren einige der Atomkraftgegner nicht mehr nach Ahaus gelangt. Andere mußten einen Teil des Weges zu Fuß zurücklegen – wie zum Beispiel der Auto- und Treckerkonvoi aus dem Wendland. Er wurde 20 Kilometer vor Ahaus gestoppt, bei den Treckern wurde die Luft aus den Reifen gelassen.

In Ahaus wurde der Castor-Zug von rund 6.000 Demonstranten erwartet. Eigentlich wollte die Polizei einen 600 Meter langen Korridor um die Bahngleise und den Bahnhof freihalten. Nach eigenen Angaben war diese Distanz aber nicht zu halten. Bundesgrenzschutz und Bereitschaftspolizisten verschanzten sich schließlich hinter Gitterabsperrungen, 20 bis 50 Meter vom Gleis entfernt.

Weil auch die Polizei nicht alle laut Plan vorgesehenen Einsatzkräfte vor Ort hatte, gelang es immer wieder Hunderten, auf die Gleise zu kommen. Anfangs wurden sie noch einigermaßen gelassen geräumt und per grüne Minna in Gefangenensammelstellen weggesperrt. Je näher der Castor kam, desto harscher wurde jedoch das Vorgehen: Demonstranten wurden mit nacktem Rücken über den Asphalt geschleift und Schlagstöcke benutzt.

j.s., pac, rem Kommentar Seite 12

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