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Primeln fürs Sträßle

■ AnwohnerInnen verkehrsberuhigen und begrünen die Ottenser Abbestraße

Ein aktivistisch-abruptes Frühlingserwachen bescherten AnwohnerInnen der Ottenser Abbestraße am Samstag sich und ihren NachbarInnen. Innerhalb einer einzigen Stunde verwandelten sie ihr schmales Wohnsträßchen in eine links und rechts beschrankte Gartenbauzone, wo zwischen Kaffee und Kuchen Holzbänke gezimmert und Primelbeete angelegt wurden.

„Wir finden, daß so eine Begrünungsaktion die notwendigen Kommunikationsräume in der Stadt schafft“, erklärte Anwohnerin Ute Watermann. Die Sperrung und Begrünung der Straßen Am Sood und Abbestraße ist seit Anfang der neunziger Jahre in den Bezirksausschüssen mehrfach beschlossen worden, „allein am Geld, wurde von Lokalpolikern behauptet, ist sie bislang gescheitert“, sagte Watermann. Nun sei man der Stadt in der Sache ein wenig zuvor und zur Hilfe gekommen.

Die Polizei sah das anders. „Die Verwandlung des Straßenbegleitgrüns geht ja okay“, hieß es zum Umgraben des Hundekackstreifens am Bürgersteig. „Aber die Schranken sind nicht verkehrssicher“, und überhaupt dürfe natürlich die Straßenoberfläche nicht aufgerissen werden. Um dieser Aussage Nachdruck zu verleihen, wurden ums Eck zwei Dutzend Polizisten geparkt, die sich anläßlich des kurdischen Neujahrsfestes Newroz angeblich sowieso in der Gegend aufhielten. Nicht zuletzt der ausdauernden Vermittlungsleistung des Altonaer Bezirksversammlungs-GALiers Martin Below war es zu danken, daß das Straßenfest seinen Lauf nehmen konnte.

„Tatsächlich haben der Verkehrs- und Sanierungsausschuß schon lange die weitergehende Verkehrsberuhigung des Osterkirchenviertels gefordert“, sagte Below später. Durch die Bezirksversammlung seien die Vorlagen jedoch nicht gegangen, da sie dort gerne mit dem Argument abgebügelt würden, daß es zu wenig Parkplätze in Ottensen gebe. „Auf vier Wohnungen kommt hier ein Stellplatz“, erklärte Below – „da kämpft die CDU um jeden einzelnen.“

Nach Rücksprache mit dem stellvertretenden Bezirksamtsleiter Klaus Leven beschlossen Polizei und AnwohnerInnen einvernehmlich, die baulichen Tätigkeiten einzustellen. Am heutigen Montag soll weiter über eine Befreiung der Abbestraße vom Autoverkehr verhandelt werden.

Ulrike Winkelmann

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