Abbestraße entsperrt

■ Polizei räumt Blumenkübel und Sperren in Ottensen. SPD: ignorante Anwohner

Schluß mit den Frühlingsgefühlen in Ottensen. Die Polizei räumte gestern Blumenkübel, Bänke und Schranken aus der Abbestraße. AnwohnerInnen hatten damit am Sonnabend vollzogen, was die Bezirksversammlung vor vier Jahren als „Sofortmaßnahme“einstimmig beschlossen hatet: die Sperrung der nördlichen Abbestraße im Osterkirchenviertel (siehe taz vom 23.3.) für den Autoverkehr.

„Man muß auch die Beschlüsse sehen, die nach dieser Entscheidung gefaßt wurden“, erklärte gestern Altonas Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer (SPD). Es habe ein Verkehrskonzept für das Viertel gefehlt – eine „gesetzliche Vorgabe“, um die Sperrung zu realisieren. Das liege mittlerweile vor, nach Anhörung der Anwohner. Ergebnis: Ein Stufenplan, um verschiedene Verkehrsberuhigungsmaßnahmen „sukzessive umzusetzen“, so Hornauer. Für den nördlichen Teil der Abbestraße, so hieß es gestern in einer „Anwohnerinformation“von Bezirksamt und Polizei, „sind keine Verkehrsberuhigungsmaßnahmen geplant.“Hornauer widersprach Vorwürfen, er habe die Räumung veranlaßt. „Das war eine „völlig autonome Entscheidung der Polizei“, da Rettungswagen die Zufahrt versperrt war. Auf seinen Wunsch habe die Polizei mit der Räumung jedoch bis zu ersten Gesprächen mit der Anwohnergruppe gewartet.

Die fühlt sich dennoch verschaukelt. Das Papier von Bezirk und Polizei sei „eine Frechheit“. Schon vor sechs Jahren habe – im Auftrag des Bezirksamtes – ein Verkehrsgutachten vorgelegen. Darin empfohlen: die Sperrung der Abbestraße. Ein Stufenplan dagegen sei ihnen nicht bekannt.

Die Altonaer SPD-Fraktion nannte die Anwohner-Aktion „selbstherrlich und ignorant gegenüber anderen Interessen im Stadtteil.“Die Sperrung sei für Gewerbetriebe in der Abbestraße existenzbedrohend. Die Bezirksversammlung wird sich heute abend auf Antrag der GAL-Fraktion erneut mit dem Thema befassen.

Achim Fischer