: Weinlachenfleckenrestekunde
Diese Frau hat ihr Weinglas vom Tisch gefegt. Eine normale, gute Hausfrau wäre sofort aufgesprungen und hätte nach einem Lappen geschrien und somit allgemeine Hektik ausgelöst, bei der dann bestimmt der ganze Tisch abgeräumt worden wäre – da helfende Männerhände wie Besen wirken. Die Frau auf dem Foto lächelt jedoch weiter seelenruhig ihr Gegenüber an. Sie macht sich nicht die geringsten Sorgen um Flecken auf dem Bodenbelag.
Übrigens könnte ihr Stuhl der Grund dafür sein, warum sie das Glas vom Tisch gefegt hat, denn bei genauerer Betrachtung fällt auf, daß die Weintrinkerin mit diesem Stuhl schaukeln kann. Was ja im allgemeinen nicht gerade gern gesehen wird, allein um solchen und anderen Mißgeschicken vorzubeugen. Aber das Unglück ist halb so schlimm: Das Glas ist noch ganz – Moment mal! – das Glas ist noch ganz. Wie kommt das? Ist das Glas etwa kein Weinglas, sondern eine Plastikfälschung? Ist der Boden elastisch? In jedem Fall lautet die nächste Frage: Wer reinigt den Fußboden? Wird gleich ein netter, ca. 62 Jahre alter, dezent gekleideter Diener herbeieilen, dessen Name natürlich James ist und der geschwind, mit einem Lächeln, das Malheur beseitigt? Oder werden sich die unmittelbar am Mißgeschick beteiligten Personen wieder dem Essen widmen, danach einen gemütlicheren Ort aufsuchen und abwarten, bis der Wein auf dem Boden einen Fleck gebildet hat und die Essensreste eingetrocknet sind oder von Haustieren wie Hund bzw. Katze vertilgt? (Natürlich auch die Weinfleckreste.)
Ich weiß es nicht. Was immer hier los ist, weiß allein die Firma Tarket aus Frankental. Nele Krenz
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