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Soundcheck

Gehört: Anthony Coleman. Der Mann mit dem „Künstler aufs Maul“-T-Shirt hatte natürlich recht: Dies war ein Jazz-Konzert, und neben den dezenten Freunden spannender Musik fand sich im Westwerk auch jene nicht aussterbenwollende Spezies, die mit abgespreiztem Finger entrückt gestelzt ihr unendliches Kunstverständnis vor sich hinträgt – jene unangenehmen Begleiterscheinungen, gegen die Colemans Labelvater Zorn einst zu Recht die Kettensäge auspackte. Die drei Now Yorker, die in „Coleman's Salon“(einem extra für die beiden Auftritte des berühmten Stammgasts errichteten rötlichen Wohnzimmer) spielten, traf dabei keine Schuld. Außer vielleicht Jim Black, der am Schlagzeug mit ähnlich expressiver Mimik und Gestik agierte.

Aber wer wirft den Stein auf ein musikalisches Genie? Black, Star des Abends, rasselte und klopfte mit einer kompletten Kücheneinrichtung, fuhr mit dem Streicherbogen über seine Becken, spielte die Toms mit den Händen, kurz: tat alles Erdenkliche jenseits der Bedienungsanleitung. Beweglichkeit stellte sich denn auch als die größte Tugend dieses Trios heraus, dynamische Wanderung zwischen Hardbop, gebrochenem Honkytonk, Kleszmer-Sentiment und Latin-Allerlei. Dazu kümmerte sich der ältere Mann am Piano um ein lebendig-freundliches Ambiente, scherzte mit dem Publikum und vollzog seine Bildungsaufgabe durch lange Aufklärung in spanisch-jüdischer Geschichte. Das hätte auch Zorn versöhnt.

Holger in't Veld

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