: Umweltsenator an die Meckerwand gestellt Fixen am Rand der Szene
■ Greenpeace-Nachwuchs schimpft auf Blechlawine. Senator Porschke unterschreibt–s.
„Oh, das wird teuer!“Als Umweltsenator Alexander Porschke am Sonnabend seine Unterschrift unter den Forderungskatalog der „Greenteams“setzte, wußte er genau, was auf die Politik zukommt, sollten all die Ziele umgesetzt werden: Kostenlose Nutzung von Bus und Bahnen für Kinder forderte der Greenpeace-Nachwuchs, höhere Benzinpreise und kein Geld für Straßenbau. Dennoch: „Ich unterschreibe gern“, so der Grüne Senator vor dem Greenpeace-shop in den Colonnaden – schließlich ist Verkehr nicht sein Ressort.
Die Zweite Bürgermeisterin Krista Sager und Jugendsenatorin Rosi Raab waren trotz Einladung gar nicht erst zum Aktionstag „Des Deutschen liebstes Kind – sind Autos wirklich wichtiger als Kinder“gekommen. Das ersparte ihnen die Fragen, die zwei Dutzend Greenteam-Kids den ganzen Tag über an SpaziergängerInnen und Einkaufende richteten. Deren Reaktionen waren unterschiedlich: „Autofahren? Ja, weil ich dann mobiler bin“, argumentierte eine Mittdreißigerin. Eine Fahrgemeinschaft sei nicht möglich, „weil ich Teilzeit arbeite und leider dann niemanden finde“.
Auf Granit stießen die InterviewerInnen auch bei einer gestylten 18jährigen. „Ich mache gerade meinen Führerschein.“Danach werde sie das Auto ordentlich nutzen. Für den Weg zur Arbeit, Einkauf, Training und Partys. Die banale Begründung: „Ein Auto ist schön warm. Wenn ich zum Bahnhof gehe, bin ich schon durchgefroren, wenn ich ankomme.“Es werde sie nichts abhalten können. „Ich habe 18 Jahre darauf gewartet.“
Einstellungen, die den Kindern „einfach stinken“, weiß Dietmar Kress vom Greenpeace-Shop. „Uns wird immer vorgeworfen, wir würden die Kinder nur benutzen.“Aber die Idee zu den Interviews „ist von den Kindern selbst gekommen.“Angeregt haben den Aktionstag die „Flotten Sieben“– eines von 140 Greenteams in Hamburg.
Damit zumindest Porschke den Tag nicht vergißt, überreichten ihn die GreenteamerInnen zum Abschluß die Meckerwand, auf der Kinder den ganzen Tag über ihren Unmut über „stinkende Autos“verewigen konnten, die gesammelten Unterschriften sowie ein T-Shirt mit dem Emblem „Verkehrswende“, zu tragen bevorzugt in den Senatssitzungen. Kai von Appen
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