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Demonstrationen gegen die „Gefahr von rechts“

■ Zehntausende protestieren in Frankreich gegen Allianzen mit der Nationalen Front

Paris (dpa) – Zehntausende Menschen haben am Samstag in ganz Frankreich gegen die rechtsextreme Front Nationale (FN) demonstriert. Sie forderten vor allem den Verzicht auf jedes Bündnis mit dieser Partei, nachdem sich einige konservative Politiker mit Hilfe der FN zu Regionalpräsidenten hatten wählen lassen.

In Paris folgten nach offiziellen Angaben gut 20.000 Menschen, laut den Veranstaltern 50.000 Menschen dem Aufruf zum Protest gegen die „Gefahr von rechts“. Auch die Parteichefs der regierenden Sozialisten und Kommunisten, François Hollande und Robert Hue, sowie führende Vertreter der ebenfalls zur Koalition gehörenden Grünen nahmen teil. „Nein zum Faschismus“ und „Nein zur Front Nationale“ riefen die Demonstranten, unter ihnen viele junge Leute. Auf einem Transparent an der Spitze des Demonstrationszugs wurden die Werte der Französischen Revolution angemahnt: „Gemeinsam für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.“

In zahlreichen anderen Städten Frankreichs stieß der Aufruf von 45 linksgerichteten Parteien, Gewerkschaften und Initiativen ebenfalls auf ein großes Echo. In Lyon, wo der mit FN-Stimmen gewählte Regionalpräsident Charles Millon weiter einen Rücktritt ablehnt, weil er keinerlei Absprachen mit den Rechtsextremisten getroffen habe, gingen laut Polizei 6.000, laut Organisatoren 14.000 Menschen auf die Straße.

Regierungsmitglieder nahmen an den Demonstrationen nicht teil. Der sozialistische Premierminister Lionel Jospin hatte im Vorfeld erklärt, man müsse „die Bürger und die Verantwortlichen der Parteien“ demonstrieren lassen. Er wies darauf hin, daß die Überzeugung seiner Regierung bekannt sei. Jospin und der konservative Präsident Jacques Chirac hatten die FN als rassistisch und fremdenfeindlich eingestuft und jegliche Zusammenarbeit mit ihr abgelehnt.

Bruno Megret, der zweitwichtigste Mann in der FN-Führung, sagte am Samstag, die Linke gehe anti-republikanisch vor, indem sie den Druck der Straße gegen demokratisch gewählte Politiker organisiere. Deshalb seien die Demonstrationen „eine Gefahr für die Demokratie“.

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