Eher verhalten ans Leben heran

■ Nach dem 4:3 im ersten Viertelfinal-Play-off über Krefeld können die Berliner Eisbären zuversichtlich, aber nicht übermütig sein

Berlin (taz) – „Es sind halt Play- offs. Da läuft das immer so“, entgegnete EHC-Manager Lorenz Funk auf Beschwerden eines mit den Berliner Eisbären sympathisierenden älteren Journalisten. „Ich war nahe am Herzinfarkt“, beschrieb dieser seinen Gesundheitszustand während des ersten Viertelfinalspiels seines Teams gegen die Krefelder Pinguine in Hohenschönhausen. „So ein Match kann man 10:3 gewinnen, 8:5 oder eben, wie geschehen, 4:3“, erläuterte Funk die Eigenheiten von Eishockey-Play-offs und traf damit den Kern der Eisbären-Probleme: zu spärliche Torchancennutzung.

Leichtgemacht wurde es dem EHC am Sonntag abend nicht. Denn die Krefelder erinnerten sich ihres Markennamens und verhielten sich über weite Strecken der Partie genauso, wie es die possierlich watschelnden Vögel im Antarktis-Schnee zu tun pflegen: eher verhalten ans Leben herangehen. Auch ohne Verteidiger Jason Meyer (Daumenbruch) wagten sich die Pinguine anfangs nicht weit vor, blockten aber die Angriffe der Berliner sehr geschickt.

Der verletzte schwedische Center Thomas Sjögren, bisher bester Berliner Torschütze, fehlte an den entscheidenden Stellen vor dem Tor. Ob sich Sjögrens überdehnter Ellenbogen fürs heutige zweite Viertelfinale wieder richtig dehnen läßt, war gestern noch unklar. Gut wär's schon für die Eisbären, könnte er vielleicht das ein oder andere Tor beisteuern.

Gerade im zweiten Drittel verdeutlichten die Krefelder, warum sie sich doch noch für die Play-offs qualifizieren konnten: Sie konterten gefährlich, vor allem Johnny Walker kam mächtig. Plötzlich stand es 3:1 für die Gäste, und die Berliner Fans („wegen des schönen Wetters“, behauptete Geschäftsführer Günther Haake, waren lediglich 4.000 gekommen) hätten allen Grund gehabt, ob der Überzahlschwäche der eigenen Mannschaft an einem positiven Ausgang zu zweifeln. Aber Martin Gebel nutzte die fünfte Krefelder Strafzeit zum Anschluß.

Daß sich die Berliner noch in die Overtime retten konnten, gewährleistete Rob Cowie mit seinem zwölften Saisontreffer. In der Verlängerung legten die Bären einen Zahn zu. Berlin hatte dann eine Menge Glück. Gäste-Goalie Karel Lang, bis dahin fehlerlos, lenkte einen Schuß von Andrew McKim ins eigene Tor.

KEC-Trainer Gary Clark wies darauf hin, daß „beide Teams noch voneinander lernen“ könnten. Unrecht hat er nicht, wenn Berliner Entschlossenheit und Krefelder Defensivarbeit gemeint waren. Tim Kesting