: Armeniens neuer Präsident heißt Kotscharjan
■ Der Nationalist hat sich vor allem der Verteidigung der Exklave Berg-Karabach verschrieben
Jerewan (AP/dpa) – Gewinner der Stichwahl für das Präsidentenamt in Armenien ist der bisherige Regierungschef Robert Kotscharjan. Nach Auszählung von 43,5 Prozent der Stimmen führte der Ministerpräsident gestern laut Angaben der Wahlkommission mit 61 Prozent. Sein Konkurrent, der frühere KP-Chef Karen Demirtschjan, kam demnach bei dem Urnengang vom Montag auf 39 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 50 Prozent, nach 65 Prozent bei der ersten Abstimmung.
Nach ersten Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wurden bei der Stichwahl keine Fälle grober Wahlfälschung bekannt. Der große Vorsprung Kotscharjans dämpft nach Einschätzung von Beobachtern jedoch die Gefahr, daß es wegen des Vorwurfs der Wahlfälschung zu Unruhen kommt.
Der 43jährige Nationalist Kotscharjan hatte im ersten Wahlgang vor zwei Wochen 39 Prozent der Stimmen erhalten, auf den 65jährigen Demirtschjan entfielen 31 Prozent. Der frühere Amtsinhaber Levon Ter-Petrosian war im Februar zurückgetreten. Kotscharjan und andere Nationalisten warfen ihm vor, in den Friedensverhandlungen um die auf aserbaidschanischem Territorium liegende armenische Exklave Berg-Karabach zu nachgiebig zu sein.
Kotscharjan wie auch Demirtschjan haben sich der Verteidigung von Berg-Karabach verschworen. Kotscharjan, seit einem Jahr Regierungschef, hatte 1988 die Unabhängigkeitsbewegung für die Region angeführt. Zudem betonten beide Kandidaten im Wahlkampf, die Wirtschaft des Landes stabilisieren zu wollen. Demirtschjan war in der Sowjetunion 14 Jahre lang Chef der Kommunistischen Partei Armeniens, und viele Armenier preisen heute noch die Stabilität, die die Republik unter seiner Führung genossen habe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen