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Zivilcourage –betr.: Anzeigen für Castor und die Bundeswehr, taz-Hamburg vom 19.3.98

Liebe Mitglieder der taz-Redaktion Hamburg,

verfallt nicht dem allgemeinen Sog, Anzeigen um jeden Preis ins Blatt zu heben. Werbung für Castor oder für die Bundeswehr hat in einer alternativen Tageszeitung nichts zu suchen.

Es wird viel über den Mangel an Zivilcourage geklagt. Daß Zivilcourage unter anderem bedeutet, sich nicht die Gesinnung abkaufen zu lassen, will kaum einer hören. Rückgrat ist nie lukrativ. Wir haben uns angewöhnt, darüber hinwegzusehen, daß der kritische Artikel über ein Produkt oft nur die Rückseite der Hochglanzannonce für diese Ware ist.

Mit solcher Art Bewußtseinsspaltung haben wir uns eingerichtet. Jürgen Flimm wies einmal eine Spende von einem Rüstungsmagnaten für sein Thalia Theater zurück. Ich kenne den Inhaber einer Druckerei, der es abgelehnt hat, Prospekte über Panzer für die Bundeswehr zu drucken. Viel mehr Beispiele für Menschen, die nicht umkippen, wenn der eigene Vorteil winkt, fallen mir nicht ein. Dennoch ist es wichtig, gerade den Heranwachsenden zu zeigen, daß die Alten nicht immer käuflich sind. Eltern haften schließlich für ihre Kinder!

Herzliche Grüße,

Christine Böer

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