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Japan gerät in den Sog der Rezession

■ Notenbankreport führt zu massivem Kurseinbruch der Tokioter Börse. Sony-Chef Ohga sieht lange Deflationsspirale

Tokio (dpa) – Die Börse in Tokio hat auf den gestern vorgestellten „Tankan“-Report der japanischen Notenbank mit einem massiven Kurseinbruch reagiert: Der Nikkei-Index sackte um fast 540 Punkte auf nur 15.702,90 Punkte ab. Das ist mit 3,3 Prozent der größte Tagesverlust in diesem Jahr. Der Grund für die Panik auf dem Parkett steht im „Tankan“- Report, einer Mischung aus Konjunkturanalyse und Stimmungsbarometer: Japans Unternehmen beurteilen ihre Geschäftsaussichten sehr viel düsterer als noch vor drei Monaten.

Kleine wie große Unternehmen sämtlicher Wirtschaftssektoren glauben nicht, daß sich die Konjunktur bald erholen wird. Der sogenannte Diffusions-Index der großen Industrieunternehmen, der das Vertrauen der Firmen in die Konjunkturlage widerspiegeln soll, hatte sich in den letzten drei Monaten von minus 11 auf minus 31 verschlechtert, den niedrigsten Stand seit August 1994.

Das liegt unter anderem daran, daß die japanischen Haushalte sparen. Im Februar gaben sie 4,5 Prozent weniger aus als ein Jahr zuvor. Eine weitere Ursache sei die sich verschärfende Finanzierungslage der Unternehmen, teilte die Bank von Japan mit. Vizefinanzminister Koji Tanami bezeichnete die Lage als „sehr ernst“. Man werde versuchen, die Banken zu einer größeren Kreditbereitschaft zu bewegen, sagte Tanami.

Jesper Knoll, Tokioter Chef der Investmentbank J.P. Morgan, nahm kein Blatt vor den Mund: Der Bericht zeige, daß Japan in eine tiefe Rezession gefallen sei. „Wir sehen den Beginn von Japans schwärzester Stunde.“ Die Bank von Japan wollte das Wort Rezession allerdings noch nicht aussprechen. Sony-Chef Ohga hingegen verglich die Situation mit der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre. Es drohe die Gefahr einer langen Deflationsspirale.

Erst vergangene Woche hatte die Regierung ein Konjunkturprogramm von 16 Billionen Yen (220 Milliarden Mark) vorgelegt.

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