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Der Segen wird ausbleiben

■ betr.: „Kirchen beten die Grünen über fünf Prozent“, taz vom 30. 3. 98

„(...) daß weder Grüne noch die Kirchenvertreter für ihren Vorstoß von der Mehrheit in ihren jeweiligen Organisationen bisher den Segen bekommen haben.“ – Dies ist der zentrale Satz beider Artikel: Obwohl leicht zu übersehen am Schluß des Frontartikels plaziert, entscheidet er über Sinn und Unsinn von soviel Text auf der ersten Seite plus Kommentar.

Natürlich ist es erfreulich, von Personen des kirchlich-öffentlichen Lebens wie Hermann Barth und Friedhelm Hengsbach SJ eine so klare Parteioption formuliert zu finden – erfreulich jenseits eines strategischen Pragmatismus, wie ihn Pötter unterstellt: Die offensichtlichen Übereinstimmungen in Texten und Inhalten kirchlicher und grüner Provenienzen – wie des „Gemeinsamen Sozialwortes der Kirchen“ und grüner Programmaussagen – verdanken sich selbstverständlich weder politischem Kalkül noch semantischem Zufall, sondern den differenzierten Positionen in „den Kirchen“ selbst. Gleichwohl gibt es den „Aufschrei“ über dieses inhaltliche Zusammenfinden durchaus: Er verbindet die politisch Konservativen auf beiden Seiten – und ist der Knüppel zwischen die Beine derjenigen, denen ein provinzieller „Stallgeruch“ deutlich nachrangig ist, eben weil sie inhaltlich orientiert arbeiten. „Als grüne ChristInnen geraten sie dabei zwischen die Stühle – weil sie sich als ChristInnen verstehen und aufgrund der ideologischen Borniertheit „ihrer jeweiligen Organisationen“; diese Position ist nicht die schlechteste – der kirchliche bzw. grüne Segen wird jedoch ausbleiben. Bernd Göhring, Rastatter Kreis,

Weinheim

[...] Im Kampf um jede vermeintliche Wählerstimme fallen die als Pragmatiker bezeichneten Diäten-Realos auf die Unterwanderungsbemühungen der unter Leitung der katholischen Missionseiferin sowie gleichzeitig „parteipolitischen Sprecherin der Grünen“, Christa Nickels, organisierten Interessenwahrer der Kirchen, „Christen bei den Grünen“, herein. Wenn diese christlich beseelten Eiferer ohne Kirche nicht leben können, so sei ihnen dieses vergönnt; die Kirchen stehen ihnen weit offen! Im derzeit gültigen Parteiprogramm steht jedenfalls immer noch die bereits mit Verabschiedung des Grundgesetzes bis heute nicht erfüllte Forderung: „Trennung von Staat und Kirche“. Norbert Dethof, Holzwickede

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