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„Die Glut über die Zeiten retten“

■ 700 Friedensbewegte demonstrierten beim diesjährigen Ostermarsch gegen die Nato-Osterweiterung, für Frieden und soziale Gerechtigkeit

„Laut Brockhaus gab es hier 1960 den ersten Ostermarsch, 1968 ist er in Zusammenhang mit den Notstandsgesetzen Teil einer Kampagne für mehr Demokratie geworden!“ ruft die pensionierte Pfarrerin Ilsegret Fink von der kleinen Bühne auf dem Alexanderplatz. „Und wenn es so schon im Lexikon steht, müssen wir es nur Jahr für Jahr bestätigen.“

Rund 700 Menschen – viele von ihnen dürften über 50 sein – haben das gerade getan: Mit zahlreichen traditionellen Accessoires ausgestattet – vom blauen Friedenstaubenbutton über rote DKP-Fahne bis zum lila Kirchentagstuch –, zogen sie mit dem Ostermarsch von der Topographie des Terrors in Kreuzberg zum Alexanderplatz. Und während Fink den aktiven Einsatz für Demokratie und Solidarität fordert, legen viele Osterglocken auf eine Kreideskizze auf den Pflastersteinen: ein Friedenszeichen entsteht.

„Wir müssen die Glut über die Zeiten retten“, sagt Laura von Wimmersperg und meint den Einsatz für eine friedliche und solidarische Welt. Deshalb ist die 63jährige seit 17 Jahren in der Berliner Friedenskoordination aktiv, die alljährlich den hiesigen Ostermarsch organisiert und zu der unter anderem gewerkschaftliche und kirchliche Gruppen, Frauen- und Friedensinitiativen sowie die Liga für Menschenrechte gehören. Für einen Anachronismus hält Wimmersperg die Märsche nicht: „Besonders in Berlin müssen wir aufpassen, daß die Hauptstadt nicht in die alte militaristische Tradition verfällt“, sagt die ehemalige Lehrerin mit Blick auf öffentliche Gelöbnisse in der Stadt.

„An dem Grund für Ostermärsche hat sich nichts verändert“, meint auch Siegfried Burmeister, der bereits bei den ersten Ostermärschen dabei war. „Es gibt doch weiterhin Atomwaffen, die die Menschheit vernichten können.“ Schön sei aber auch, sagt der 70jährige und lacht, „daß man hier jedes Jahr viele alte Bekannte wiedersieht“.

Die 16jährige Kathrin kennt hier kaum jemanden. Mit ihrem Vater ist sie bei ihrem ersten Ostermarsch, „weil es schon ganz gut ist, für Frieden zu demonstrieren“. Schade findet die Marzahner Schülerin, „daß so wenig junge Leute hier sind“. Leif kann das verstehen: „Ist ja ziemlich lahm hier, noch nicht einmal Musik gibt es.“ Der Azubi ist erst 19, ist der Ostermarschtradition aber verbunden: „Das hat früher so viele Menschen für Frieden und soziale Gerechtigkeit in Bewegung versetzt, das darf man nicht aufgeben“, sagt er und zerrt an dem schwarzen Tuch auf seinem Kopf. „Aber Erste-Mai- Demos machen schon mehr Spaß.“ Daß bald darauf die holländische Band „Bots“ aus den Lautsprechern trällern, ändert daran nichts.

Kerstin Blum ist keine überzeugte Ostermarschiererin. „Für mich gehören die Ostermärsche eigentlich in die 80er Jahre, aber Antimilitarismus find' ich nach wie vor wichtig“, sagt die Mittdreißigerin. Deshalb entspreche der Aufruf ganz ihren Vorstellungen: Der Ostermarsch wendet sich gegen den Einsatz der deutschen Armee im Ausland, gegen die Nato-Osterweiterung sowie die „aggressiven verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundeswehr“. Sabine am Orde

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