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Die persönliche Klimabilanz

■ Wieviel Kohlendioxid produziere ich durch meinen Lebensstil? Mit einem Fragebogen kann man durchspielen, wie sich durch Verhaltensänderungen diese Bilanz verbessern läßt

Der durchschnittliche Bundesbürger bläst im Jahr 11,7 Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre – durch seinen Wärmebedarf, durch Mobilität und Konsum. Wer umweltbewußt lebt, bleibt deutlich unter diesem Wert. Eine grobe Einschätzung der persönlichen Klimabilanz ermöglicht der untenstehende Fragebogen. Die Zahlen zeigen, wo die größten Mengen Treibhausgas anfallen. Wer viel im Auto unterwegs ist oder viel fliegt, kommt auf beträchtliche Kohlendioxidmengen. Auch die heimische Heizenergie macht sich deutlich bemerkbar. Wer in einer Mietwohnung lebt, und daher seinen Heizöl oder Gasverbrauch nicht kennt, kann seine Klimabilanz näherungsweise anhand der Wohnfläche errechnen: Die Heizung mittelmäßig gedämmter Wohnungen belastet die persönliche Klimabilanz mit etwa 30 Kilogramm Kohlendioxid pro Quadratmeter. Während sich die Emissionen durch Heizung und Mobilität berechnen lassen, muß man sich bei Lebensmitteln und Konsum mit Schätzungen zufriedengeben. Auch hier gibt es Anhaltspunkte: Wer ein Kilo Freilandtomaten aus Deutschland kauft, ist nach Berechnungen des Bundes für Umwelt und Naturschutz für 700 Gramm Kohlendioxid verantwortlich. Ein Kilo Treibhaustomaten belastet die persönliche Bilanz dagegen mit der dreifachen Menge. Ein Kilo Spargel aus der Region kommt auf 890 Gramm Kohlendioxid. Wird die gleiche Menge aus Kalifornien eingeflogen, schlägt sich dies in der Bilanz mit 10.560 Gramm nieder.

Wenig Verarbeitung, wenig Verpackung, wenig Transport – wer diese Prinzipien verfolgt, verbessert seine Klimabilanz im Bereich Lebensmittel erheblich. Bei sonstigen Konsumgütern bleibt nur die Möglichkeit, die Bilanz grob zu schätzen – für 2,3 Tonnen Kohlendioxid ist der Durchschnittskonsum eines Bundesbürgers verantwortlich. Wer viel Kleidung, Elektrogeräte, Möbel und andere Produkte kauft, muß sich entsprechend höher einstufen. Wer sparsam lebt, bleibt darunter. Nur einen Anteil an der persönlichen Klimabilanz kann niemand individuell senken: Weil auch öffentliche Einrichtungen Energie verbrauchen, bekommt jeder Bürger einen Zuschlag von pauschal 2,5 Tonnen.

Im Durchschnitt erzeugt jeder Erdbewohner 4,1 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, die Europäer 9,4 Tonnen, die Deutschen 11,7 Tonnen. Noch höher liegen die US- Bürger mit 19,7 Tonnen. China liegt bei 1,9 Tonnen, Nigeria bei nur 0,3 Tonnen.

Anhand des Fragebogens läßt sich leicht durchspielen, wie Verhaltensänderungen die Bilanz verbessern: Wer von seinem 10-Liter- Auto auf ein 7-Liter-Auto umsteigt, stößt pro Kilometer 70 Gramm weniger Treibhausgas aus. Wer bei Reisen im Inland beispielsweise statt des Fliegers die Bahn nimmt, senkt den Ausstoß um vier Fünftel. Auch wer die Stromheizung durch Gas ersetzt, vermeidet zwei Drittel der Emissionen. Schließlich ist es sogar möglich, die persönliche Bilanz auf Null zu bringen – mit einer Gutschrift. Denn wer Strom aus Sonne, Wind und Wasserkraft ins öffentliche Netz einspeist, kann sich die damit vermiedenen Belastungen positiv anrechnen. Für jede Kilowattstunde Strom, die ins öffentliche Netz gespeist wird, gibt es eine Gutschrift von 0,59 Kilogramm Kohlendioxid. Wer also einerseits 10 Tonnen Kohlendioxid im Jahr erzeugt, andererseits aber durch seine Anteile an Wind-, Wasser- und Solarkraftwerken 17.000 Kilowattstunden Strom ins Netz liefert, lebt in der Gesamtbilanz kohlendioxidfrei.

Weil das Ziel, „kohlendioxidfrei“ zu leben, immer populärer wird, haben Gesellschaften, die Beteiligungen an Wind-, Wasser-, Biogas- oder Solarkraftwerken anbieten, inzwischen begonnen, bei ihren Projekten die „ökologische Rendite“ auszuweisen; sie gibt an, wieviel Kilowattstunden Ökostrom eine Einlage von 1.000 Mark jährlich bringt. Fröhliches Rechnen. Bernward Janzing

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