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Unterm Strich

Italien sucht nach Kunstwerken, die während des Faschismus und der deutschen Besatzungszeit verschleppt worden sind – und die sich vermutlich noch heute in deutschen Museen oder privaten Sammlungen befinden. Fast 45 Jahre nach einem ersten Rückgabe-Abkommen zwischen der Bundesrepublik und Italien enthält ein von der italienischen Regierung herausgegebener Verlustkatalog rund 1.700 verschwundene Gemälde, archäologische Objekte und wertvolle Musikinstrumente. Trotz zweijähriger Nachforschungen, zu der 1.000 bebilderte Kataloge an Museen, Kunsthistoriker und Universitäten verschickt wurden, konnten bisher nur 17 Werke aufgefunden werden. „Wir sind enttäuscht über die geringe Resonanz“, meint Italiens Kulturattaché in Bonn, Prof. Bruno Mocci gegenüber dpa.

Die 17 Stücke vom antiken marmornen Männertorso bis zum spätbarocken Adelsporträt sind nahezu durchweg von NS-Größen wie Göring und Hitler entgegen schon damals gültigen Ausfuhrgesetzen im italienischen Kunsthandel „erworben“ worden. Heute sind sie nach der Kenntnis der Italiener oft als „Leihgaben der Bundesrepublik“ etwa im Berliner Pergamonmuseum, der dortigen Antikensammlung, im Landesmuseum Hannover oder in Gifhorn ausgestellt. In der Berliner Gemäldegalerie befinde sich sogar die gesamte Decke eines venezianischen Palazzos, die um 1700 von Sebastiano Ricci gemalt und „1941 auf Befehl Hitlers durch einen Kurier der deutschen Botschaft in Rom illegal nach Berlin ausgeführt worden ist“, wie der Verlustkatalog minutiös anmerkt. Im Mai sollen in Bonn erste Sondierungsgespräche mit dem Auswärtigen Amt über die Klärung der Besitzverhältnisse dieses Bundesbesitzes dubioser Herkunft beginnen. Dabei hat die deutsche Seite grundsätzliche Bereitschaft zur Rückgabe signalisiert. Jedoch könne man nicht „pauschal und prinzipiell“ die italienische Auffassung über eine „illegale Ausfuhr“ der Werke während der NS-Zeit akzeptieren, sagte Martin Erdmann als Sprecher des Auswärtigen Amtes der dpa. Dies müsse bei den 17 aufgefundenen Kunstobjekten „in jedem Einzefall“ geprüft werden.

Das Musical „Sunset Boulevard“ in Wiesbaden-Niedernhausen hat nicht genügend Besucher angelockt und wird deshalb vorzeitig eingestellt. Wie die Veranstalter mitteilten, stehen die Akteure am 3. Mai zum letztenmal auf der Bühne. Eintrittskarten für Vorstellungen nach diesem Termin können umgetauscht werden, hieß es in der Mitteilung der RMT Theater Produktions GmbH. Das Ende kommt nach 992 Vorstellungen in gut zweieinhalb Jahren mit 830.000 Besuchern. Die Auslastung des für 50 Millionen Mark extra gebauten Theaters am Rande des Rhein-Main- Gebiets mit rund 1.600 Sitzplätzen sei zuletzt auf knapp 50 Prozent gefallen, sagte Geschäftsführer Bernd Schwarz der dpa. Das sei zuwenig gewesen.

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