: Ein Praktikum für 500 Mark im Monat
■ Arbeitgeber starten Initiative für Jugendliche ohne Ausbildung. Bis zu 20.000 neue Praktikumsplätze in Betrieben seien erreichbar
Köln (dpa) – Die Arbeitgeber wollen die Berufschancen von jungen Arbeitslosen ohne Ausbildung verbessern und dazu verstärkt „berufspraktische Jahre“ in Betrieben anbieten. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt gab gestern in Köln den Startschuß für die Initiative „Berufspraktische Qualifizierung für junge Arbeitslose“. Er hält 15.000 bis 20.000 solcher Praktikumsplätze für erreichbar. Bisher gebe es 3.000 bis 5.000 Plätze, vor allem in Bayern und Baden-Württemberg. Finanziert werden soll das Förderangebot unter anderem aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit.
Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, begrüßte die Initiative als „Kraftanstrengung der deutschen Wirtschaft“. Nach seinen Angaben verlassen jedes Jahr 70.000 Jugendliche die Schule ohne Abschluß. Ihre Berufschancen würden sich künftig drastisch verschlechtern, da sich die Zahl der Stellen für ungelernte Arbeitskräfte halbieren werde. Wenn er Bildungsminister wäre, würde ihm dies „schlaflose Nächte“ bereiten, sagte Jagoda.
Etwa 300.000 der insgesamt 500.000 Arbeitslosen unter 25 Jahren haben keine schulische oder betriebliche Ausbildung.
Die BDA-Initiative richte sich gezielt an den „harten Kern der arbeitslosen, unqualifizierten Jugendlichen“, so Hundt. Dabei setzt die BDA vor allem auf das berufspraktische Jahr. Dieses habe sich seit seiner Einführung Mitte der 80er Jahre bewährt. So sei in Bayern und Baden-Württemberg die Mehrzahl der Praktikanten vermittelt worden.
Dabei wollen laut Hundt Arbeitsämter, Bildungswerke, Betriebe und Wirtschaftsverbände ihre Kräfte bündeln, um das Angebot zu erhöhen. Beim berufspraktischen Jahr wechseln Praxiszeiten im Betrieb mit Seminarzeiten bei Bildungswerken oder anderen Trägern ab. Die Jugendlichen sollen eine Praktikumsvergütung von etwa 500 Mark netto erhalten. Die Betriebe soll das Jahr nichts kosten. Finanziert werden soll das Angebot unter anderem aus 40 Millionen Mark, die das Bonner Arbeitsministerium im Rahmen des „Nationalen Aktionsplans“ zur Beschäftigung für noch unqualifizierte Jugendliche bereitstellt.
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